Die Dynamik der anhaltenden Preisanstiege bei Immobilien hat sich abgeschwächt. Laut Fachverband der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) ist seit Herbst 2022 zum ersten Mal seit zehn Jahren ein Rückgang bei Immobilientransaktionen zu bemerken. Die gesunkene Nachfrage am Wohnungsmarkt lasse die Preise nun stagnieren, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

"Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn schon viele Hochs und Tiefs der Immobilienwirtschaft erlebt, aber selten so viel Verunsicherung gesehen wie derzeit", sprach Fachverbandsobmann Gerald Gollenz eine Vielzahl an Faktoren an, die auf die Immobilienwirtschaft wirken: Inflation, steigende Zinsen, verschärfte Kreditvergaben sowie die hohen Energiekosten.

Preisanstiege zuletzt
noch kräftig

Trotz Beruhigung gegenüber den Vorjahren waren die Preisanstiege aber bis zuletzt immer noch kräftig: Baugrundstücke verteuerten sich laut Immobilienpreisspiegel 2023 im bundesweiten Schnitt um 8,95 Prozent auf 407 Euro pro Quadratmeter. Eigentumswohnungen im Erstbezug stiegen um 5,8 Prozent auf 3.323 Euro, gebrauchte Wohnungen um 5,9 Prozent auf 2.116 Euro. Preisanstiege gab es auch bei Reihenhäusern (4,6 Prozent) auf 2.084 Euro und Einfamilienhäuser um 5,1 Prozent auf 2.325 Euro pro Quadratmeter.

Laut Branchenvertretung veranschaulicht der Immobilienpreisspiegel jedenfalls einen "Rückgang der rasanten Preisanstiege in ganz Österreich". Während sich Baugrundstücke in der Zeit davor in fast allen Bundesländern im zweistelligen Prozentbereich verteuert hatten, traf das im Vorjahr nur noch auf Wien zu.

"Die dynamischen Preisentwicklungen der letzten Jahre gehören vorerst der Vergangenheit an. Durch die gesunkene Nachfrage werden die Preise im laufenden Jahr mit wenigen Ausnahmen stagnieren", sagte Gollenz. Ein Rückgang oder gar Preisverfall am Wohnungsmarkt ist aber seiner Meinung nach nicht zu erwarten. Es gebe nach wie vor die hohen Grundstückskosten und die hohen Baukosten, sagte Gollenz zur APA. Und auch die Nachfrage sei "schon noch so weit gegeben".

Aktuell treffe die nachlassende Nachfrage auf ein "nach wie vor knappes Angebot". Die Bautätigkeit der Projektentwickler habe sich verlangsamt, weshalb in den kommenden Jahren weniger Wohnungen auf den Markt kommen. Bei den Maklerunternehmen kommen laut WKO Abschlüsse oft nicht zustande, da sowohl auf Verkäufer- als auch auf Käuferseite abgewartet werde, wie sich die Preise entwickeln. Entscheidungen würden verschoben.

Beim Wohnungsneubau ist in den kommenden Jahren mit gebremster Aktivität zu rechnen. Nachdem in den vergangenen drei Jahren die Wohnbauleistung enorm gestiegen sei, würden in nächster Zeit weniger Bauten errichtet. Zwischen 2020 und 2022 seien in Österreich noch 138.600 Wohneinheiten geschaffen worden. "Die Werte der letzten Jahre werden so bald sicher nicht mehr erreicht werden", sagte der stellvertretende Fachverbandsobmann und Fachgruppenobmann in Wien, Michael Pisecky.