Verbrauchergewohnheiten ändern sich. Daher wird der heimische Warenkorb, der zur Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) herangezogen wird, von Zeit zu Zeit angepasst. So flogen im Jahr 2001 die Krakauer und das Telegramm hinaus, 2011 mussten unter anderem Spannteppiche und Kaffeefilter daran glauben. 2017 wurde nebst diversen anderen Positionen der Teddybär aussortiert.
Die letzten großen Änderungen fanden im Jänner 2021 statt. Nennenswerte Neuaufnahmen waren die Positionen Musikstreaming, Streaming von Filmen und Serien, Miete für Neuvermietungen (bis dahin nur Bestandsmieten), Soundbar und loser Tabak. Im Gegenzug wurden aufgelassen: Zigarren, Holzbriketts, Autoapotheke, Hifi-Anlage, DVD-Player, Musik-CDs und DVD-Filme, teilte die Statistik Austria der "Wiener Zeitung" mit. Mit Jahresbeginn 2023 wurde die Festnetztelefonie aufgelassen.

Die Preise für Treibstoff sind kräftig gesunken.
- © apa / dpa / Uwe LeinHöhere Preise
in der Gastronomie
Der Warenkorb umfasst rund 700 Güter und Dienstleistungen und zwölf Verbrauchsgruppen. Die Kategorie Wohnung, Wasser, Energie ist derzeit mit 19,2 Prozent das Schwergewicht, gefolgt von Verkehr mit 13,4 Prozent und Restaurants und Hotels (13,04). Letztere Verbrauchsgruppe ist mitverantwortlich dafür, dass in Österreich die Inflationsrate höher ist als beispielsweise in Deutschland. Im März waren hierzulande die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent höher als vor einem Jahr, in Deutschland betrug der Anstieg nur 7,4 Prozent, im Euro-Raum 6,9 Prozent.
Die Österreicher würden prozentuell mehr in Gasthäusern oder Hotels ausgeben als die Deutschen, sagte Fiskalratschef Christoph Badelt zuletzt im ORF-Radio. Im deutschen Warenkorb entfallen 4,7 Prozent auf Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen. Wenn dort die Preise besonders stark steigen, wie es hierzulande in den vergangenen Monaten der Fall war, dann führe das auch zu einer Erhöhung der Inflationsrate. Der Tourismus laufe relativ gut, die Nachfrage in der Gastronomie sei entsprechend hoch und treibe die Preise nach oben, erklärte IHS-Direktor Klaus Neusser.
Mario Pulker, oberster Vertreter der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, verteidigt seine Branche. Allein für die Löhne und Gehälter ihrer Beschäftigten müssten die Wirte ab Mai um 10 Prozent mehr berappen. "Das muss man erst einmal in den Kosten unterbringen. Wer darüber klagt, dass wir zu teuer sind, sollte nicht ständig höhere Gehälter fordern", sagte Pulker am Mittwoch laut "Standard". Eine vernünftige Preisanpassung sei durch massive Konkurrenz über Jahrzehnte verhindert worden. "In Europa lässt sich in keinem anderen Land zu diesen Preisen in vergleichbarer Qualität essen. Da fährt die Eisenbahn drüber. In Österreich jedoch darf Dienstleistung offenbar weiterhin nichts kosten", so Pulker.
Im EU-Vergleich hat Spanien, wo ein Gaspreisdeckel und eine Mitpreisbremse eingeführt wurden, mit 3,3 Prozent die niedrigste Inflationsrate. Der Finanzminister verzichtet im ersten Halbjahr 2023 auf die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Obst und Gemüse. Bei Lebensmitteln mit einem Mehrwertsteuersatz von 10 Prozent wie Öle und Nudeln erfolgte eine Herabstufung auf 5 Prozent.
In Österreich setzt die Regierung auf Einmalzahlungen, diese dämpfen die Inflation aber nicht, wird immer wieder kritisiert. Finanzminister Magnus Brunner verteidigte jüngst die Maßnahmen. .Es sei "nicht überall gelungen", treffsicher genug zu sein, räumte Brunner ein. Allerdings sei die Möglichkeit für treffsichere Maßnahmen auch nicht immer ausreichend gegeben gewesen.
Norwegens Verbraucher
nutzen kaum Gas
Norwegen (März-Inflation von 6,5 Prozent) ist weniger stark von Preissteigerungen bei Haushaltsenergie betroffen als andere Länder. Dort wird in privaten Haushalten kaum Gas zum Heizen genutzt. Die Installation entsprechender Heizungen ist seit 2017 verboten. Von 1.000 Haushalten heizen dort bereits mehr als 600 mit einer Wärmepumpe.
In der Schweiz lag die März-Inflationsrate bei 2,9 Prozent. Die Schweiz könne ihre eigene Geldpolitik betreiben, so Neusser. In den letzten Jahren habe der Franken gegenüber dem Euro aufgewertet. Das verbillige Importe.
Die Teuerung ist in Österreich im März wieder unter die 10-Prozent-Marke gefallen. Treibstoff- und Heizölpreise sind kräftig zurückgegangen und haben die Inflation auf 9,2 Prozent gedrückt, wie die Statistik Austria am Mittwoch bekanntgab. Im Februar hatte die Teuerung noch 10,9 Prozent betragen, im Jänner 11,2 Prozent.
"Lebensmittel haben sich im März 2023 weniger stark verteuert als im Februar, in der Gastronomie blieben die Preissteigerungen hingegen nahezu unverändert hoch", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Bewirtungsdienstleistungen verteuerten sich im März gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 13,7 Prozent.
Entspannung in den Supermärkten
Etwas entspannt hat sich die Preissituation in den Supermärkten. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verzeichneten durchschnittliche Teuerungen von 14,5 Prozent und stiegen damit weniger stark als im Februar (16,2 Prozent). Fleisch, aber auch Milch, Käse und Eier verzeichneten weniger kräftige Teuerungen als im Monat davor. Insgesamt kostete der tägliche Einkauf aber im Schnitt um 14 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der wöchentliche Einkauf, der neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresvergleich aber nur um 5,9 Prozent, was insbesondere auf Preissenkungen bei Sprit zurückzuführen war.
Diesel vergünstigte sich im März gegenüber März 2022 um 9 Prozent, Superbenzin um 9,6 Prozent. Heizöl verbilligte sich um 19 Prozent. "Ohne Verbilligungen für Treibstoffe und Heizöl läge die Inflation bei 9,7 Prozent", so die Statistik Austria. Strom, bei dem auch die Strompreisbremse, der NÖ-Rabatt sowie der Netzkostenzuschuss für GIS-befreite Haushalte insgesamt stark dämpfend wirkte, erwies sich im März mit +0,3 Prozent als nahezu preisstabil. Die Gaspreise stiegen mit 61,5 Prozent etwas weniger kräftig als im Februar (63,5 Prozent). Die Fernwärmepreise stiegen wie im Februar um 89,2 Prozent.
Bekleidungsartikel als Hauptpreistreiber
Die Mieten (inkl. Neuvermietungen) stiegen im März im Jahresvergleich um 6,6 Prozent. Die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich im Schnitt um 16,7 Prozent, wofür vor allem die Materialkosten (+19,1 Prozent) verantwortlich waren. Deutlich teurer wurden auch Flugtickets (+50,6 Prozent) und gebrauchte Kraftwagen (+17,4 Prozent).
Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im März ebenfalls 9,2 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eigentlich eine Inflation von 2 Prozent als Optimalwert für die Wirtschaft im Euroraum an.
Gegenüber dem Vormonat Februar ist die Inflation um 0,5 Prozent gestiegen. Als Hauptpreistreiber erwiesen sich laut Statistik Austria Bekleidungsartikel, die sich um fast 11 Prozent verteuerten. Hauptverantwortlich dafür sei der Wechsel auf die aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektionen gewesen. Hauptpreisdämpfer im Vergleich zum Vormonat war Haushaltsenergie, die sich im Schnitt um 4,3 Prozent verbilligte. (apa)