Ein zentraler Baustein für die Klimawende ist die Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Laut Weltklimarat gelten Photovoltaik (PV) und Windenergie als die zwei wichtigsten Technologien, um die Erderwärmung zu stoppen, die durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe verursacht wird. Österreich will bis spätestens 2040 klimaneutral sein. Bis 2030 sollen 100 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien kommen.
Für die Förderung zur Errichtung von Photovoltaikanlagen stehen hierzulande heuer insgesamt rund 600 Millionen Euro zur Verfügung. Der Andrang ist groß: In der ersten Förder-Runde wurden rund 90.700 Anträge für private Sonnenkraftwerke genehmigt, wie Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag bekannntgab.
Konkret gingen rund 100.000 Anträge ein, davon 90 Prozent für kleine PV-Anlagen bis 20 Kilowattpeak und 10 Prozent für größere gewerbliche Anlagen. Durch das Vorziehen weiterer Mittel aus dem Klima- und Energiefonds konnten alle Förderanträge von Privatpersonen in der ersten Runde genehmigt werden. Gleichzeitig wurden auch alle offenen Anträge aus dem Vorjahr, die neu eingereicht wurden, genehmigt. Damit wurden in der ersten Runde 323 Millionen Euro an Förderungen zugesagt. Drei weitere Förderrunden sind noch für 2023 geplant.
Im Jahr 2022 wurden in Österreich erstmals PV-Anlagen mit einer Leistung von über 1.000 Megawatt errichtet. "Jedes einzelne Sonnenkraftwerk ersetzt dreckigen Strom aus Erdgas, mit jedem einzelnen Sonnenkraftwerk gewinnen wir Unabhängigkeit, saubere Luft und geringere Energiekosten", sagte Gewessler. Das Rekordtempo, mit dem der Ausbau von Sonnenstrom in Österreich voranschreite, sei beeindruckend. "Es stellt uns aber auch vor Herausforderungen", so die Ministerin.
Mehrwertsteuer auf kleine Anlagen abschaffen
So führe die hohe Nachfrage teilweise zu einer Überlastung des Fördersystems. Gewessler schlug daher erneut vor, stattdessen die Mehrwertsteuer auf kleine Photovoltaikanlagen abzuschaffen. Für Privatpersonen wäre dann kein Antrag mehr notwendig. Entsprechende Gespräche mit dem Finanzminister würden derzeit geführt. Das ÖVP-geführte Finanzministerium hatte sich in der Vergangenheit skeptisch zu dem Vorschlag geäußert. Die Begründung: Die Mehrwertsteuersenkung käme nur den Produzenten zugute und würde nicht an die Konsumentinnen weitergegeben.
Ein weiteres Problem stelle die heimische Infrastruktur dar, die auf die hohe Nachfrage nicht vorbereitet ist. "Die Unternehmen melden vor allem große Herausforderungen im Bereich des Netzanschlusses von Anlagen", sagte Photovoltaik-Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer bei der Pressekonferenz. "Unternehmen klagen über lange Wartezeiten, fehlende Einspeisemöglichkeiten und unklare Bedingungen." Aufwändige Genehmigungsverfahren für PV-Anlagen in den Bundesländern und der Bedarf am Fachpersonal stellten die PV-Branche vor weitere Herausforderungen.
"Die hohe Nachfrage erfordert zur Planungssicherheit in der Photovoltaik-Branche langfristig verlässliche und stabile Richtlinien und Regeln", sagte Branchenvertreter Markus König. "Einer der nächsten Schritte wo Handlungsbedarf besteht, ist nun der Netzzugang. Viele unserer geplanten PV-Großprojekte scheitern an fehlenden Zusagen seitens der Netzbetreiber." Hier brauche es dringend Verbesserungen, um den Solarstrom-Ausbau weiter voranzutreiben. (apa/red.)