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ÖBB hoffen auf Passagierrekord

Von Kevin Yang

Wirtschaft

Dass Bahnfahren im Trend liegt, zeigt auch die positive Bilanz 2022. Probleme gibt es im Güterverkehr.


Am Freitagvormittag stand Deutschland wegen des Streiks bei der Deutschen Bahn vielerorts still. Die befürchteten Auswirkungen in Österreich blieben jedoch zum Großteil aus. Regelmäßige Lautsprecherdurchsagen und gelbe Hinweistafeln am Innsbrucker Hauptbahnhof wiesen auf die grenzüberschreitenden Zugausfälle hin. Der Reisebetrieb im Nahverkehr blieb mehrheitlich ungestört.

Ohne Störgeräusche im Hintergrund konnte ÖBB-Chef Andreas Matthä daher am Freitag Bilanz ziehen - nicht nur über das Geschäftsjahr 2022, sondern auch über das 100-jährige Bestehen des heimischen Bahnkonzerns, das das Unternehmen bei der Bilanzpressekonferenz mit einer historischen Dampflok und einer abstrakten - von einer KI generierten - Zukunftslok inszenierte.

Während 1923 noch 120 Millionen Fahrgäste in die Eisenbahn stiegen, rechnet der Konzern damit, den 2019 aufgestellten Rekord von 477 Millionen Passagieren (inklusive Postbusse) heuer um drei Millionen übertreffen zu können. "Die Fahrgäste sind wieder da", sagte Matthä und erklärte das pandemiebedingte Beförderungstief als überwunden.

Fernstrecke gewinnt an Beliebtheit

Auch wenn die ÖBB aufgrund von Remote- und Homeoffice-Regelungen nicht an die Passagierzahlen vor Corona anknüpfen können, wurden im Nahverkehr dennoch 210 Millionen Passagiere befördert - ein Zuwachs von 47 Millionen Fahrgästen im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlich positiver war der Trend zum Reisen mit der Bahn auf der Fernstrecke. 42 Millionen Fahrgäste nutzen die Schiene für weitere Reisen oder Fahrten ins Ausland.

Viele Passagiere kaufen dementsprechend viele Fahrkarten. Das spiegelt sich natürlich auch in den Büchern wider. Vor Steuern erwirtschafteten die ÖBB einen Gewinn (EBT) von 193,2 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote des Bahnkonzerns stieg auf zehn Prozent.

Erfolgsmodell Klimaticket

Während der Personenverkehr mit 158 Millionen Euro den mit Abstand größten Anteil am positiven Betriebsergebnis hatte, sah sich der Gütertransport 2022 hingegen mit multiplen Krisen konfrontiert. Der russische Überfall auf die Ukraine, die hohen Energiekosten und immer wieder auf tretende Logistikunterbrechungen trieben die Kosten der Rail Cargo Group in die Höhe, das Ergebnis vor Steuern liegt daher lediglich bei 7 Millionen Euro.

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Verantwortlich für die guten Zahlen im Personenverkehr waren nicht zuletzt die Erlöse aus dem Klimaticket. 94,5 Millionen Euro konnten die ÖBB aus der Aktion des Klimaschutzministeriums lukrieren. Auf der Kurz- und Mittelstrecke sei die Bahn inzwischen ein Konkurrent zum Flieger, sagte ÖBB-Vorstand Matthä. Die Bilder von überfüllten Waggons werden dennoch nicht gänzlich der Vergangenheit angehören. So planen die ÖBB zwar, bis 2030 neue Loks und Waggons um 4,7 Milliarden Euro anzuschaffen, um die Passagierkapazitäten um 40 Prozent zu steigern. Doch auch die Bahn bleibt nicht von den weltweiten Lieferkettenverzögerungen verschont. So kommen die nächsten Nachtzug- und Railjet-Garnituren erst zum Jahreswechsel auf die heimische Schiene. Eine kurzfristige Lösung für den heurigen Sommer dürfte lediglich darin bestehen, Stoßzeiten durch alternative Ticketangebote für Randzeiten abzudämpfen.

Generationenwechsel

Zu kämpfen haben die ÖBB, die derzeit knapp 42.000 Mitarbeiter beschäftigen, nach wie vor mit dem Arbeitskräftemangel. Zwar stellte der Bahnkonzern 2022 knapp 4.700 neue Mitarbeiter ein, doch werden angesichts der anstehenden Pensionierungswelle neue Mitarbeiter gesucht. Vom Verschub über das Management bis zum Ingenieurwesen wird in allen Bereich rekrutiert.

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