Zwar hat sich der Arbeitsmarkt zuletzt positiv entwickelt. Dennoch sind derzeit rund 334.000 Menschen arbeitslos oder in Schulung. Die mittlere Arbeitslosenunterstützung betrage dabei nur rund 973 Euro - also 419 Euro unter der Armutsgrenze und rund 30 Euro unter der Unterstützung von 2021, kritisierte das gewerkschaftsnahe Momentum Institut in einer Aussendung.

Besserverdiener, die eine höhere Unterstützung erhalten, seien im Vorjahr weniger von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen, begründet das Institut die geringere mittlere Arbeitslosenunterstützung.

"Wer arbeitslos wird, verliert auf einen Schlag fast die Hälfte des Einkommens. Bereits kurzzeitige Arbeitslosigkeit kann damit schon zur Armutsfalle werden - und zwar in allen Branchen. Ein unübersehbares Zeichen, dass wir dringend das Arbeitslosengeld anheben müssen", sagte dazu Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut.

Lohndiskriminierung

Da sich das Arbeitslosengeld aus dem zuvor verdienten Lohn berechnet, setze sich die Lohndiskriminierung bei der Arbeitslosenunterstützung fort, kritisierte das Institut. Dies betreffe sowohl den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen, als auch zwischen Personen mit und ohne österreichischer Staatsbürgerschaft. Eine Frau ohne österreichischem Pass verdiene rund 22 Prozent weniger als ein Österreicher. Davon würden 14 Prozentpunkte auf den Geschlechter-Unterschied und 6 Prozentpunkte auf die Nationalität entfallen.

Um zu verhindern, dass Arbeitslose in die Armutsfalle geraten, empfiehlt das Institut, das Arbeitslosengeld von derzeit 55 Prozent des letzten Nettogehalts auf 70 Prozent und die Notstandshilfe permanent auf die Höhe des Arbeitslosengeldes aufzustocken.

Weiters sollte der Gehaltsunterschied auf Grund des Geschlechts und der Nationalität zum Beispiel durch Lohntransparenz, den Ausbau von Kinderbetreuung und Altenpflege sowie durch verpflichtende Väterkarenz aufgehoben werden. Das Momentum Institut schlägt auch einen Mindestbruttolohn von 2.000 Euro und eine Arbeitszeitverkürzung vor. Weiters sollte der Fokus auf Projekte für Langzeitarbeitslose gelegt werden. (apa)