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Was tun gegen die Geldentwertung?

Wirtschaft

Der Inflationsunterschied Österreichs zur Eurozone sollte der Politik zu denken geben, sagt Wifo-Chef Felbermayr.


Die Inflationsrate in Österreich ist nicht nur hoch, sie ist auch höher als in vielen anderen Staaten des Euro-Raums. Das sollte der Politik zu denken geben, meint Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. "Wir müssen jetzt sicherlich an vielen Hebeln ziehen, damit wir diesen relativ großen und leider auch wachsenden Inflationsunterschied zur Eurozone schließen", betonte der Ökonom in der ORF-Nachrichtensendung "ZiB2". Wachse der Preisunterschied weiter, insbesondere jener zu Deutschland, würde das die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs schmälern.

AK-Ökonom Marterbauer: "Ein Jahr versäumt"

Österreich habe ein Jahr bei der Inflationsbekämpfung versäumt, kritisierte der Chefökonom der Arbeiterkammer, Markus Marterbauer. "Jetzt haben wir eine höhere Inflationsrate als Italien", so der Ökonom am Mittwoch vor Journalisten. Bei den Energiepreisen hätte es für einen Eingriff in die Preise "jede Menge Ansatzpunkte gegeben". Und auch bei der aktuellen Anpassung der Richtwertmieten hätte die Regierung handeln können. Marterbauer: "Man muss eine Preisregulierung machen, wenn man die hohe Inflation nicht haben will."

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Der überraschende Anstieg der Inflationsrate von 9,2 Prozent auf 9,8 Prozent (April-Schnellschätzung der Statistik Austria) werde sich wohl auch auf die Teuerungsrate für das gesamte Jahr niederschlagen, erwartet Felbermayr. Die zuletzt vom Wifo vorhergesagten 7 Prozent Preissteigerung werden wohl übertroffen.

Vor allem eine Mietpreisbremse wäre eine Chance, meinte Felbermayr. Die von der öffentlichen Hand geregelten Preise müssten wohl auch nicht im Ausmaß der Inflation steigen. Bevor man die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel senkte sollte man probieren, ob die Veröffentlichung der Preise der wichtigsten Nahrungsmittel dazu führen könnte, dass sie billiger angeboten werden.

Wie stark die Inflation in Österreich vor allem für Menschen mit wenig Geld durchschlägt, dokumentiert die Arbeiterkammer in ihrem aktuellen Preismonitor. Demnach sind gerade die günstigsten Nahrungs- und Reinigungsmittel in den Supermärkten um 20 bis 35 Prozent teurer als vor einem Jahr, die jeweils günstigsten Drogeriewaren haben sich um bis zu 33 Prozent verteuert. Bei ausgewählten einzelnen Produkten hat sich der Preis verdoppelt oder in Extremfällen sogar verfünffacht, vor allem weil es die besonders günstigen Angebote des Vorjahres nicht mehr gibt.

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Österreich hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre schrittweise zu einem hochpreisigen Land entwickelt. Die Inflationsrate lag regelmäßig höher als in Deutschland. Während 2003 das allgemeine Preisniveau in Deutschland und Österreich etwa auf gleichem Niveau lag, war Österreich 2020 um fast 10 Prozent teurer.

Noch deutlicher wird der Unterschied bei einzelnen Warengruppen, etwa Nahrungsmittel. Diese waren vor 20 Jahren in Deutschland um 3 bis 5 Prozent billiger. 2020 lag der Abstand bei 20 Prozent - auch wenn er 2021 und 2022 wieder zurückgegangen sein dürfte. Denn von etwa Mitte 2021 bis Mitte 2022 war die Teuerung in Österreich ausnahmsweise deutlich niedriger als in Deutschland, das gilt insbesondere auch für Nahrungsmittel. Seither haben sich aber die üblichen Relationen wieder normalisiert - mit einer zuletzt bis zu zwei Prozentpunkten höheren Inflation in Österreich.

EZB-Zinsentscheid wird mit Spannung erwartet

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Volkswirten diesen Donnerstag erneut den Leitzins anheben. Mit Spannung wird erwartet, wie groß der Zinsschritt diesmal ausfallen wird. Eine Mehrheit der Experten erwartet eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte. Eine Zinserhöhung um 0,50 Punkte wird jedoch nicht ausgeschlossen. Derzeit liegt der besonders wichtige Einlagensatz bei 3,0 Prozent. (ede)