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Russland füllt Raiffeisens Gewinnschatulle weiter massiv

Von Karl Leban

Wirtschaft

RBI verdiente im 1. Quartal unter Austro-Banken mit 657 Millionen Euro am besten, 301 Millionen kamen von Russland.


Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA, die Probleme einiger Regionalbanken dort und die Turbulenzen rund um die Credit Suisse in Europa haben im März Befürchtungen einer neuen Bankenkrise aufkommen lassen. Mit diesen Befürchtungen scheint es jedoch nicht weit her gewesen zu sein. Viele Bankhäuser haben zuletzt trotz eingetrübter Konjunktur solide Ergebnisse zum abgelaufenen ersten Quartal vorgelegt - so auch die Raiffeisen Bank International (RBI), die neben Österreich schwerpunktmäßig auch in Osteuropa tätig ist. Sie gab am Freitag einen Nettogewinn von 657 Millionen Euro bekannt, der den Wert des ersten Quartals 2022 um fast die Hälfte übertraf.

Grund für den Gewinnsprung der Wiener Bank (rund 45.000 Beschäftigte) waren kräftige Zuwächse beim Zins- und beim Provisionsüberschuss. Niedrigere Risikovorsorgen für faule Kredite schlugen ebenfalls positiv zu Buche.

Auch wenn sich das Konzernergebnis ohne Russland und Belarus laut Bankchef Johann Strobl gegenüber dem Vorquartal mehr als verdoppelte: Das umstrittene Russland-Geschäft war für die RBI in den ersten drei Monaten dieses Jahres weiterhin mit Abstand der größte Gewinnbringer. 301 Millionen Euro verdiente die Bank in dem Land, das gegen die Ukraine einen Angriffskrieg führt. Das war mehr als dreimal so viel wie im Auftaktquartal des Vorjahres. Wegen der Sanktionen kann die RBI die Gewinne aus Russland derzeit jedoch nicht abziehen.

Besser als Erste und Bawag

Russland ist auch der Hauptgrund, warum die RBI im Vergleich zu allen anderen österreichischen Banken, die börsennotiert sind, den höchsten Gewinn einstrich. Mit den nun gemeldeten 657 Millionen Euro stellte das Flaggschiff des Raiffeisen-Bankensektors den Nettogewinn der Erste Group Bank (594 Millionen) und der Bawag (140 Millionen) in den Schatten. Erste und Bawag hatten im ersten Quartal ebenfalls substanzielle Steigerungen erzielt, diese lagen aber deutlich unter dem rund 49-prozentigen Gewinnplus der RBI.

In Europas größtem Land ist die Raiffeisen Bank International bereits seit knapp drei Jahrzehnten präsent. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hatte das Kreditinstitut angekündigt, alle Optionen in Bezug auf seine russische Tochter prüfen zu wollen. Kritiker werfen der RBI deshalb vor, sie wolle den Krieg aussitzen. Vor wenigen Wochen schränkte CEO Strobl dann die Möglichkeiten ein: Die RBI verfolge nun einen Verkauf oder eine Abspaltung der Russland-Tochter. Experten halten jedoch weder das eine (mit zwei Interessenten soll es Gespräche geben) noch das andere derzeit für wahrscheinlich. Ein Rückzug aus Russland darf nämlich nur mit Zustimmung von Präsident Wladimir Putin erfolgen und ist an Auflagen geknüpft.

Kein Neugeschäft in Russland mehr

Unterdessen ist die RBI nach den Worten ihres Chefs nach wie vor dabei, die Russland-Geschäfte zurückzufahren. "Wir haben im ersten Quartal sowohl das Kreditgeschäft als auch das Zahlungsverkehrsgeschäft weiter reduziert", betonte Strobl am Freitag. Mittlerweile sei das Kreditvolumen um 24 Prozent gesunken. Zurückgegangen sei auch die Kundenzahl - um gut 13 Prozent auf 3,2 Millionen. Zuletzt hatte die RBI in Russland noch 124 Filialen und rund 9.900 Beschäftigte.