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Mütter brauchen mehr als Blumen

Von Monika Jonasch

Wirtschaft
Etwa die Hälfte aller Mütter fühlt sich hierzulande stark belastet. Satte 93 Prozent wünschen sich eine Neuverteilung der Aufgaben rund um Heim und Kinder.
© adobe stock / visiondigital

Einmal im Jahr werden sie geehrt. Den Rest des Jahres stemmen sie gratis Haushalt und Kinder.


Sie schupfen den Familienalltag, dafür arbeiten sie großteils Teilzeit, verdienen also weniger. Die Belastung ist enorm: Neben dem Berufsleben werden in den meisten Familien, nicht nur in Österreich, selbstverständlich noch Kinderbetreuung, Familienorganisation und Altenpflege von den Frauen gestemmt, und das alles natürlich unentgeltlich.

Die Folgen für den Verdienst von Frauen hat Oxfam im Jahr 2020 errechnet: Männer arbeiten weltweit im Durchschnitt 6 Stunden und 44 Minuten pro Tag und werden für 5 Stunden und 21 Minuten bezahlt, das sind mehr als 80 Prozent ihrer Arbeitszeit. Frauen arbeiten hingegen global gesehen durchschnittlich 7 Stunden und 28 Minuten am Tag, erhalten jedoch nur Lohn für 3 Stunden und 3 Minuten, also nur rund 41 Prozent ihrer Arbeitszeit.

Muttersein ist kein Zuckerschlecken. Eine aktuelle Umfrage von Vorwerk Österreich und dem Meinungsforschungsinstitut TQS hat jüngst wenig überraschend herausgefunden: Etwa die Hälfte aller Mütter fühlt sich hierzulande stark belastet. Satte 93 Prozent wünschen sich eine Neuverteilung der Aufgaben rund um Heim und Kinder. Der "Mental Load" ist überbordend, von Arztterminen für die Kids bis zu Geschenken für den nächsten Kindergeburtstag und die finanzielle Verwaltung des Haushalts - nach wie vor sind Österreichs Mütter mehrheitlich für so gut wie alles zuständig.

72 Euro pro Mutter

Einmal im Jahr bekommen sie dafür ein wenig Anerkennung. Durchschnittlich 72 Euro pro Mutter werden am Tag der Tage ausgegeben. Jedenfalls hat dies eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands mit dem Marktforschungsinstitut Mindtake Research ergeben. Gekauft werden davon vor allem Blumen (36 Prozent), Schokolade (14 Prozent) und Immaterielles wie Ausflüge (12 Prozent). Insgesamt dürften die Österreicher rund 240 Millionen Euro für Muttertagsgeschenke ausgeben. "Damit ist der Muttertag für den Lebensmittel- und Blumenhandel, aber auch für die Drogerien, Parfümerien und Schmuckhändler ein wichtiger Umsatztreiber, der gerade jetzt wie ein Bissen Brot gebraucht wird. Für den Blumenhandel ist der Muttertag sogar der umsatzstärkste Tag des Jahres", so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Wer Blumen kauft, kauft allerdings auch Pestizide, warnte die Umweltorganisation Global 2000. Sie hat bei acht Händlern in Österreich 16 Proben von Schnittblumen und Zierpflanzen erworben, um sie auf Pestizide hin untersuchen lassen. Ergebnis: In 15 Blumensträußen oder Topfpflanzen fanden sich 72 verschiedene Pestizide, 36 davon potenziell gesundheitsschädlich. "Sag’s nicht durch die Blume", so das Resümee der NGO. Man empfiehlt Blumen aus Bio-Anbau oder sie gleich selbst zu pflücken.

Was sich Mütter wirklich wünschen, ist zwar seit langem bekannt, wird aber genauso lange schon ignoriert: Entlastung im Familienalltag, mehr Anerkennung in der Gesellschaft sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.