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Naturkatastrophen als Fall für die Versicherungen

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Eine Milliarde Euro pro Jahr kosten Hochwasser, Lawinen, Waldbrände und Dürre in Österreich. Die Versicherungswirtschaft will solche Schäden in die Feuerversicherung inkludieren.


Betroffen ist jeder Mensch in Österreich, in jedem Bundesland. Ereignisse wie der Starkregen der letzten Tage, aber auch Dürre, Stürme, Hagel oder Waldbrände werden immer häufiger. Was zuvor Jahrhundertereignisse waren, wiederholt sich in immer kürzeren Abständen, erklärt Klaus Scheitegel, Vizepräsident des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO), bei einem Pressegespräch am Montag in Wien. "Wir rechnen mit einer dramatischen Zunahme von Schadensereignissen." Die Versicherer wollen nun eine freiwillige Versicherung gegen Naturkatastrophen anbieten.

Noch gibt es in Österreich keine solche Versicherung, daher bekommen etwa Besitzer eines Hauses im Wert von 500.000 Euro bei einem Totalschaden durch Hochwasser nur zwischen 5.000 und 7.000 Euro. Die Versicherungswirtschaft möchte nun die gesetzliche Möglichkeit erhalten, eine Volldeckung bei Naturkatastrophen in die Feuerversicherungen hineinnehmen zu dürfen. Dazu bräuchte es allerdings eine Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes. Die bisherigen Prämien würden dadurch um zehn bis 15 Prozent steigen, heißt es.

Überlegungen dazu wälzt die Branche seit dem "Jahrhunderthochwasser" von 2002. VVO-Generalsekretär Christian Eltner gibt zu bedenken, dass auch bei unzureichender Versicherung jährlich Schäden in der Höhe von etwa einer Milliarde Euro anfallen. Dies werde künftig die Katastrophenfonds immer stärker belasten, da solche Ereignisse nun fast jährlich zu erwarten seien. Klimaforscher Marc Olefs von der GeoSphere Austria führt aus: "Pro Grad Erwärmung kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, bei Gewittern bis zu 15 Prozent mehr." Dies führt zu einer labileren Luftschichtung und stellt mehr Energie für kleinräumige Unwetter mit Schadenspotenzial bereit, Starkregen und Gewitter werden also immer häufiger. In den letzten Jahrzehnten hat die Anzahl der Tage mit sehr großen Regenmengen in Österreich im Sommer um rund 30 Prozent zugenommen.

Die Einwohner der Alpenrepublik seien sich der Problematik zwar bewusst, konstatiert der alljährlich durchgeführte "Naturgefahrenmonitor" des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). 62 Prozent der 1.200 dabei Befragten glauben demnach, dass es Aufgabe der Behörden sei, sie vor Naturgefahren zu schützen. Jeder Zweite gibt zudem an, keine Informationen zu haben, wie man sich individuell vor Naturgefahren schützen kann.

Es fehlt also an Informationen zur Prävention, konstatieren die Versicherer. Mit einfachen Maßnahmen, wie etwa, dass keine E-Geräte im Keller aufgestellt werden, könnten jedoch bereits viele Schäden vermieden werden. "Fast alle, die bei Unwetterwarnungen aktiv geworden sind, konnten Schäden verhindern", betont KFV-Direktor Christian Schimanofsky. Die Versicherungswirtschaft ruft daher nun die politischen Akteure auf, aktiv zu werden.

Vergangene Woche sorgten Unwetter in Italien für Überschwemmungen in der Region Emilia Romagna. Die Behörden sprechen bislang von 14 Todesopfern, mehr als 36.000 Evakuierten und 60 betroffene Gemeinden. Ersten Schätzungen zufolge richteten die Überschwemmungen Schäden in Höhe von fünf Milliarden Euro an.