Zum Hauptinhalt springen

Signa zieht sich aus Möbelhandel zurück

Von Kevin Yang

Wirtschaft

Alle Standorte der Kika/Leiner-Gruppe gehen an die Supernova Gruppe, das operative Geschäft an Manager Wieser.


Eine Wienerin, geboren 1914. Sie gilt als Pionierin in der Kommunikationstechnik und schaffte als Schauspielerin den Durchbruch in Hollywood. Die Rede ist von Hedy Lamarr. Der im Jahr 2000 in Florida verstorbenen Diva wird in ihrer Geburtsstadt eine besondere Ehre zuteil. Nach ihr wurde das Prestige-Projekt des österreichischen Milliardärs und Unternehmers René Benko benannt: Das Lamarr-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße. Dort, wo einst der Flagshipstore der Möbelhauskette Leiner stand, baut die von Benko gegründete Signa Holding einen Luxus-Einkaufstempel.

Signa hatte 2018 die marode Kika/Leiner-Gruppe dem südafrikanischen Steinhoff-Konzern um 430 Millionen Euro abgekauft. Auf dem Plan stand die Sanierung der Möbelhauskette. Nun zieht sich Signa "aus strategischen Gründen" wieder aus dem Bereich Möbelhandel zurück, wie es am Donnerstag hieß. Schon zum Jahreswechsel 2023 hatte Signa einzelne Standorte des Geschäftszweigs an die Hallmann Holding verkauft. Betroffen davon waren zunächst Standorte in Wien, Linz und Wels. Gerüchte über weitere Veräußerungen wurden nicht kommentiert.

Am Donnerstag kam es zum Paukenschlag: Signa veräußert alle Kika/Leiner-Standorte an den deutschen Unternehmer Frank Albert und dessen Supernova-Gruppe. Der Konzern ist auf die Errichtung von Fachmärkten und Einkaufszentren spezialisiert und konnte sich in der Vergangenheit durch die Übernahme der insolventen Baumax-Fachmarktkette profilieren. Zur Höhe des Übernahmepreises wurden keine Angaben gemacht. Laut "Standard" soll sich der Kaufpreis für 80 Grundstücke auf knapp 400 Millionen Euro belaufen. "Die Trennung von Kika/Leiner war keine leichte Entscheidung", sagt Signa-Holding Chef Christoph Stadlhuber.

"Tiefgreifende Restrukturierung"

Was mit dem ebenfalls veräußerten operativen Geschäft der Möbelhauskette geschehen wird, ist derzeit noch unklar. Ein neues Managementteam rund um Hermann Wieser, das unter anderem bereits in der Geschäftsführung von Kika/Leiner tätig war, wird in den nächsten Tagen das Gespräch mit Geschäftsführung, Betriebsrat und Lieferanten suchen. Die Fortführung des Betriebs soll mit einer "tiefgreifenden Restrukturierung" starten.

Die Restrukturierung dürfte auf jeden Fall viele Mitarbeiter treffen. "Von den 40 Kika/Leiner-Filialen seien um die 15 wohl nicht zu halten", sagte ein Insider den "Salzburger Nachrichten". Eine Mitarbeiterin aus der Konzernzentrale erklärte gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten": "Die Verunsicherung in der Belegschaft ist groß. Wir wissen nicht, woran wir sind. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Signa hat sich grundsätzlich bemüht. Hermann Wieser kennen wir von früher, aber er war nur kurz da."

Es ist nicht die erste gröbere Umstrukturierung im Hause René Benko. So beschloss die Signa heuer, die Hälfte der Filialen der deutschen Kaufhauskette Galeria/Karstadt/Kaufhof zu schließen, die im Herbst 2022 trotz staatlicher Hilfe in die Insolvenz geschlittert war. Betroffen sind bis zu 52 Standorte und 5.000 Mitarbeiter.

"Lamarr" soll im Frühjahr 2025 eröffnen

Das Luxuskaufhaus KaDeWe im Herzen der deutschen Bundeshauptstadt wurde zu 49,9 Prozent an die thailändische Central Group verkauft. Das österreichische Pendant an der hoch frequentierten Mariahilfer Straße bleibt der Signa-Gruppe voll erhalten. Denn das imposante Vorzeigeprojekt ist nicht Teil des Kika/Leiner-Verkaufs. Der Standort war bereits 2017 um 60 Millionen Euro übernommen worden. Das "Lamarr" soll im Frühjahr 2025 eröffnen

Das rückläufige Bauvolumen in der Immobilienbranche wirke sich nun auch auf den Möbelhandel aus, sagt der Branchensprecher für Facheinrichtungshandel, Hubert Kastinger, zur "Wiener Zeitung": "Der Rückgang war schon 2022 bemerkbar. Momentan ist die Frequenz Null. Das ist sehr alarmierend, weil man merkt, dass die Firmen unruhig werden." Für Branchenkenner war der Verkauf der Kika/Leiner- Gruppe keine Überraschung, denn anhand der tiefroten Zahlen des Betriebs konnte man das Abstoßen der Möbelkette schon voraussagen.

Branchenvertreter Kastinger führt aus, dass die Dichte an Händlern in Österreich viel zu hoch sei und letztendlich eine Selbstbereinigung des Marktes stattfinden werde müsse. "Der Markt ist irgendwann einfach gesättigt, und es kann nicht jeder bestehen", sagt er.

Dieser Artikel wurde am 02.06.2023, 15:35 aktualisiert.