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Outfit entscheidet über Aufstieg

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Wer zu seiner Firma passende Kleidung aussucht, wird eher befördert. Foto: bilderbox

Bei Arbeitskleidung keinen Modetrends nachlaufen. | An Branchen-Dresscodes und Chefs orientieren. | Wien. Viele unterschätzen, wie wichtig das richtige Outfit für den beruflichen Erfolg ist. "Viele Karrieren sind schon an der Kleidung oder an den Umgangsformen gescheitert", sagt Image- und Outfitberaterin Elisabeth Motsch.


Wenn der Chef einen Mitarbeiter wegen seines Kleidungsstils nicht zu einem Kunden schicken will, dann habe dieser trotz Kompetenz schlechte Chancen auf eine Beförderung. Die Kleidung zeige, ob sich ein Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber identifiziert.

Trendige Werber,klassische Banker

"Viele Chefs sagen ihren Mitarbeitern nicht direkt, dass ihr Kleidungsstil nicht passt", sagt Christine Bauer-Jelinek, Wirtschaftscoach und Geschäftsführerin der Dresscode Company. Denn im Gegensatz zu den USA, wo der Dresscode bei vielen Firmen im Handbuch vorgegeben ist, gelten in Österreich ungeschriebene Kleidungsregeln. Wer Karriere machen will, sollte sich passende Arbeitskleidung zulegen, rät Bauer-Jelinek.

"Es geht nicht darum, wie aus einem Modejournal auszusehen", so Motsch. Am besten orientieren sich Mitarbeiter an den Kleidungsregeln ihrer Branche: Anzug- oder Kostüm-Pflicht herrscht bei vielen Banken und Versicherungen. Modisch-trendig dürfen sich Mitarbeiter der Werbe- und Medienbranche anziehen, in den Branchen Technik, Gesundheit und Bildung kann es sportlich sein.

Diese Dresscodes sind aber nur ein Anhaltspunkt, denn nicht alle Firmen haben strenge Regeln. Hilfreich ist, sich an den Kleidungsstil von relevanten Personen im Betrieb anzupassen. "Denn letztlich entscheidet der Chef über den Dresscode im Unternehmen", so Motsch.

Generell raten die Expertinnen zu dezenter Kleidung, die aber nicht altmodisch oder bieder wirkt. Besonders Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollten sich zurückhaltend anziehen. "Der Kunde soll im Vordergrund stehen", so Motsch.

Während Männer traditionell Anzug als Büro-Outfit tragen, haben es Frauen beim Wahl der richtigen Kleidung schwerer. "Frauen übernehmen meistens den Modestil aus ihrem Privatleben", sagt Bauer-Jelinek.

Doch zu viel Styling und Schnick-Schnack kann ins Auge gehen: "Auf dem Weg ins Top-Management werden die Kleidungsregeln strenger", sagt Bauer-Jelinek. Vollkommen falsch sei es, auf die "Waffen einer Frau" zu setzen: "Der Effekt eines tiefen Ausschnittes hilft höchstens einmal und kostet den Status."

Ideal seien dunkle oder gedeckte Farben, die in manchen Branchen mit einzelnen Farbtupfern wie einem bunten Hemd aufgepeppt werden können, sagt Farb- und Stilberaterin Hermine Wallner. Um für den Notfall gerüstet zu sein, sollten ein Ersatz-Sakko oder ein Blazer sowie ein zweites Paar Schuhe im Büro deponiert werden.

Zu den absoluten Mode-Todsünden gehören mangelnde Körperpflege oder abgetretene Schuhe. Bei Männern zählen zu kurze Krawatten und Socken dazu, für Frauen ist es tabu, zu viel Haut zu zeigen und zu verspielte Kleidung zu tragen. Egal, ob teure Markenkleidung oder günstige Marken - die Passform zählt. "Es gibt keine falsche Figur, sondern nur eine falsche Schnittform", lautet der Grundsatz von Wallner. Wer nicht viel Geld ausgeben kann, sollte weniger Kleidungsstücke kaufen, diese aber in guter Qualität.

Bewerbung: Fotos vom Profi zahlen sich aus

Der erste Eindruck zählt: "Schon beim Bewerbungssschreiben kann man mit dem besten Business-Foto die anderen Bewerber ausstechen", sagt Bauer-Jelinek. 85 Prozent der Bewerbungsfotos seien eine "Katastrophe" - es sollte weder aus dem letzten Urlaub sein noch mit Selbstauslöser gemacht sein. Es lohne sich, Geld für einen Profifotografen auszugeben und sich ein professionelles Make-Up zu leisten. Frauen sollten die Haare nicht offen tragen. Denn Frauen mit Pferdeschwanz wirkten seriöser und hätten bessere Chancen, zum Vorstellungsgespräch geladen zu werden als Frauen mit langen offenen Haaren, wie Psychotests zeigen. Die Kleidung am Foto und beim Bewerbungsgespräch sollte dem Branchen-Dresscode des Wunscharbeitgebers entsprechen.

Persönliche Beratung beim Einkaufen

Immer mehr heimische Firmen sind dahinter, den Kleidungsstil ihrer Mitarbeiter als Teil der Unternehmensidentität auf ihr Image abzustimmen. Die Angebote reichen vom Basis-Workshop zum Thema Kleidersprache über ein Seminar zum Dresscode des Betriebes bis zur individuellen Einkaufsberatung.

"Gibt es keine Arbeitskleidung, sondern zahlen die Mitarbeiter ihre Bürokleidung selbst, sind solche Seminare eine sehr heikle Aufgabe", sagt Bauer-Jelinek. Es gilt, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass der Dresscode weder Zwang noch Uniformität darstellt, sondern einen persönlichen Kompetenzgewinn. Individualisten und Rebellen tun sich oft schwer mit den Kleidungsregeln. Als Ausweg rät Motsch: "Behalten Sie Ihre Individualität bei Accessoires wie Schmuck."

Bei der persönlichen Beratung wird zunächst besprochen, in welcher Branche der Kunde arbeitet und für welchen Anlass er Kleidung braucht. "Dann suche ich mit dem Kunden Kleidungsstücke aus, die der Kunde probiert", erzählt Wallner. Die Dauer des Einkaufens bestimmt der Kunde, eine Stunde Coaching kostet rund 30 Euro.