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Ein Schub für den Selbstwert

Von Petra Medek

Wirtschaft

Gut angelaufen sind die Arbeitsmarktprojekte im Rahmen der EU-Förderung "Equal", die Langzeitarbeitslosen eine Perspektive auf einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben geben sollen.


"Mit bis dato 320 Interessenten haben wir nicht gerechnet", freut sich Barbara Reiterer, Leiterin des Projektes IdA (Integration durch Arbeit) bei der Caritas. Bei fast allen "Equal"-Projekten gebe es Wartelisten, was den Bedarf an Maßnahmen für langzeitarbeitslose Menschen deutlich mache.

Ein zweiter Arbeitsmarkt

Viele seien durch eine instabile Lebenssituation und/oder zu geringe physische und psychische Belastbarkeit den Anforderungen bestehender Integrationsmaßnahmen in den ersten Arbeitsmarkt nicht gewachsen. "Unsere Grundstrategie ist es aufzuzeigen, dass auch diese Personen Chancen auf einen Wiedereinstieg haben", so Reiterer. Oft sei einfach eine langsame Stabilisierung der Personen notwendig. "Vielleicht sollten wir uns daher damit vertraut machen, dass es in Österreich so etwas wie einen zweiten Arbeitsmarkt geben muss", sagt Reiterer.

Arbeit schafft Bestätigung

Eine regelmäßige Tätigkeit wirkt sich nachweislich positiv auf die Teilnehmer aus, weiß Reiterer. Die Klienten würden an Selbstwertgefühl gewinnen, häufig bessere sich auch merklich der gesundheitliche Zustand, sobald jemand wieder einer geregelten Arbeit nachgehe. Auch die Bezahlung von 5 Euro pro Stunde sei eine wesentliche Anerkennung für Notstandshilfe- oder Sozialhilfeempfänger.

Einige Projekte bieten eine schrittweise, unverbindliche Annäherung an eine geregelte Tätigkeit (beispielsweise die Kreativwerkstatt des Vereins Der Würfel, siehe "ding.FEST"-Artikel unten), die auf der freiwilligen Tätigkeit der Teilnehmer aufbauen. Einen Schritt weiter will unter anderem das Caritas-Projekt in Hartberg/Steiermark gehen: Hier bekommen die KlientInnen allerlei Gelegenheitsarbeiten vermittelt, wie Bügeln, Nähen, Versandarbeiten, Garten- oder Renovierungsarbeiten wie zuletzt das Tor zum Pfarrhof der Kirche in Hartberg. Als Auftraggeber sind alle willkommen: Unternehmen, Private, die Gemeinde oder NPOs, wie Caritas-Netzwerkmanagerin Gabriele Novy erklärt.

Ziel dabei: Die Projektteilnehmer in die Unternehmen integrieren zu können. Auch bei den beiden steirischen Equal-"Schwesterprojekten" in Voitsberg und Knittelfeld wird eine Integration angepeilt. Die Resonanz ist überraschend groß: Derzeit zählt das Hartberger Projekt 11 Teilnehmer, davon 4 Männer. Weitere 11 arbeitslose Personen stehen auf der Warteliste - teilweise, weil sie noch zu jung sind, sagt Novy.

Qualifizierungsmaßnahmen, die von der ÖSB-Unternehmensberatung parallel angeboten werden, sollen helfen, individuelle Schwächen auszumerzen und Unsicherheiten abzubauen. "Das kann alles sein, vom Üben von Bewerbungsgesprächen bis zur Vermittlung von EDV-Basiswissen". Diese Qualifizierungsmaßnahmen sind in Hartberg übrigens für alle Interessierten zugänglich, auch für jene, die nicht gerade aktiv in einen Auftrag eingebunden sind.

In Hartberg macht nicht nur die ohnehin hohe Arbeitslosenrate zu schaffen, sondern teils auch Mobilitätsprobleme der Beschäftigung Suchenden. Die hohe regionale Arbeitslosigkeit trifft auch das Programm "Mri Buti" ("meine Arbeit") in Oberwart, das die Caritas speziell für beschäftigungslose Roma geschaffen hat. Die arbeitslosen Frauen und Männer wurden befragt, welche Tätigkeiten sie sich wünschen würden; so kam man auf die Bereiche Textil und Forstarbeit, berichtet Petra Prangl von der Caritas Diözese Eisenstadt. Im nächsten Schritt wurden mit bescheidenen Mitteln in einer alten Werkshalle eine Wäscherei und ein Second Hand Shop eingerichtet. Der Großteil der derzeit 27 Teilnehmer sind Frauen, die hier beschäftigt sind. Die Männer wollen demnächst mit Forstarbeiten in der Umgebung starten.

Wünschenswert wäre es für die Caritas, wenn nach dem Auslaufen der Projekte 2005 AMS oder Sozialhilfeorganisationen die Weiterführung übernehmen würden, sagt Reiterer. Die nötigen Mittel dazu müssten zwar noch aufgebracht werden, "aber schließlich kostet das Nicht-Integrieren dieser Menschen auch etwas".

Von den in Österreich insgesamt 58 Projekten, die im Rahmen von "Equal" mit Mitteln des ESF in Höhe von 101,7 Mill. Euro gefördert werden, ist die Republik Österreich mit einer Förderung in gleicher Höhe beteiligt. Im April 2004 wird es einen zweiten Aufruf für die Einreichung von Konzepten geben.

http://www.ida-equal.at