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Energiewende: "Sparen ist besser als das Streben nach Autarkie"

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Investitionen in Energie-Effizienz besser als Geld für Ökostromförderung


Wien. Mindestens 800 Millionen Euro wird Österreich die Verfehlung des Kyoto-Ziels kosten, denn die CO2-Emissionen stiegen nach einer deutlichen Reduktion im Krisenjahr 2009 mit rund 87 Millionen Tonnen zuletzt wieder deutlich über den Wert von 2008 an. Und das, obwohl Österreich einer gestern in Wien präsentierten Studie der Beraterfirma A.T. Kearney zufolge bei der CO2-Effizienz gut abschneidet: Bei den Treibhausgasemissionen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegen nur Schweden und Frankreich - die beide von einem hohen Nuklear- und Wasserkraftanteil profitieren - vor Österreich.

Schlüsselrolle für Strom

Energie wird künftig generell teurer und auch die Besteuerung wird steigen, erwartet Florian Haslauer, Experte bei A.T. Kearney. Die Energiekosten würden binnen zehn Jahren um 50 Prozent steigen - die Teuerung könnte aber sehr wohl durch sinkenden Verbrauch aufgefangen werden. Zentraler Punkt dabei ist die Verbesserung der Energieeffizienz. Und: Eine Schlüsselrolle bei der Senkung des Gesamtenergieverbrauchs kommt dem Strom zu, heißt es in der Studie "Schafft Europa die Energiewende?"

In Österreich werde sich der Strombedarf von derzeit rund 57 bis 2020 auf 63 Terawattstunden (TWh) erhöhen, bis 2040 auf mehr als 70 TWh (Milliarden Kilowattstunden). Der Gesamtenergiebedarf kann durch den erhöhten Stromeinsatz bis 2050 aber halbiert werden - angenommen wird dabei unter anderem ein Anteil von E-Mobility von 60 Prozent.

Für Österreich wünschen sich die Energieexperten, dass weniger die Energieautarkie im Mittelpunkt steht als vielmehr die Energieeffizienz. Auch die für die nun erhöhte Ökostromförderung eingesetzten Mittel könnten möglicherweise besser für mehr Energieeffizienz eingesetzt werden.

Empfohlen wird in der Studie, die in Eigeninitiative erstellt wurde und keinen Auftraggeber hat, neben der Umschichtung von Fördermitteln auch die Errichtung von Anreizsystemen zur Steigerung der Energieeffizienz elektronischer Geräte, Beleuchtung etc. sowie die Schaffung steuerlicher Absetzmöglichkeiten für Investitionen in die Wärmedämmung - denn dort gibt es das größte Einsparungspotenzial.

Maßnahmen, die die Energieeffizienz steigern, weisen deutlich niedrigere CO2-Vermeidungskosten auf als die Förderung von Kapazitäten für erneuerbare Energie; da liege Österreich ohnehin schon seit 2009 mit 7,8 Euro pro Megawattstunde deutlich über dem Europa-Schnitt von 6,2 Euro. Mit der Erhöhung um gut 50 Prozent durch die Ökostromnovelle stößt man - neben Spanien und Deutschland - an die Spitze vor.