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Bei Katastrophen nehmen Spenden übers Internet zu

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Hilfsorganisationen bitten angesichts der Dürre in Afrika um Unterstützung.
© © Jürgen Fälchle - Fotolia

Ein Großteil spendet nach wie vor per Erlagschein. | Geldgeber wollen wissen, wem ihre Hilfe zugute kommt.


Wien. Bei Katastrophen wie der Hungersnot in Ostafrika sind für das Spendensammeln besonders elektronische Medien wichtig. Viele Hilfsorganisationen bitten derzeit um Spenden für die Betroffenen in den Dürregebieten - auch via Internet und SMS. „Anlassbezogene Spender brauchen einen Aufruf”, sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbandes Austria.

Schon beim Erdbeben in Haiti im Vorjahr sei „überproportional viel” online gespendet worden, so Lutschinger. Auch Sonja Jöchtl, Leiterin der Caritas-Kommunikation, sagt: „Bei Katastrophen ist der Anteil der Online- und SMS-Spenden höher als sonst.”

Facebook wird allerdings zum „Friendraising” statt zum „Fundraising” genutzt. „Wenige Hilfsorganisationen sammeln bedeutende Geldspenden über soziale Netzwerke”, sagte Eva Aldrich von der Indiana University in den USA bei einem Vortrag in Wien.

Greifbare Unterstützung

Der Großteil der Spenden in Österreich geht nach wie vor per Erlagschein ein. Diese Hilfe kommt von regelmäßigen Spendern, zu denen laut Lutschinger vor allem ältere Menschen zählen, die zum Beispiel jedes Jahr zu Weihnachten Geld geben. Bei akuten Spendenaufrufen vermuten NGOs, dass vermehrt auch Jüngere Unterstützung leisten.

Am liebsten unterstützen die Österreicher Projekte für Kinder und Tiere, gefolgt von der Katastrophenhilfe. Seit einigen Jahren entscheiden sie sich zudem bewusster für eine Spende und wollen genau wissen, wohin ihr Geld geht.

Die Zweckwidmung für bestimmte Projekte geht einigen Spendern noch nicht weit genug. „Spender wollen greifbarer haben, wofür ihr Geld verwendet wird. Viele wollen etwa einem Kind eine bestimmte Behandlung zahlen”, sagt Hannes Pölzgutter, Geschäftsführer der Allianz für Kinder, die Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zu lebensrettenden Behandlungen nach Österreich fliegt. Für die Organisationen steigt dadurch jedoch der Verwaltungsaufwand, um die Hilfe einem konkreten Projekt zuzuordnen.

Selbst mit anpacken

Bei Veranstaltungen drängen inhaltliche Themen das Ambiente vermehrt in den Hintergrund. Organisationen setzen auf Erlebnis statt Luxus, so Aldrich. Eine Organisation habe etwa zu einer Pyjama-Party statt zu einer Veranstaltung in Abendgarderobe eingeladen, erzählt die Fundraising-Expertin. Eine andere Organisation lud zu einem „No-Event” und forderte die Gäste in einem Schreiben auf, an diesem Termin Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Der Trend gehe von großen Partys und Gala-Dinners zu Freiwilligenarbeit, denn viele Spender wollen selbst mit anpacken.

Als Trend sieht Aldrich, dass das Legatefundraising (Vererben an gemeinnützige Organisationen) an Bedeutung gewinnt. In den USA sei dies eine Reaktion auf die Rezession, während der das Spendenvolumen um 13 Prozent gesunken ist. 2010 ging es wieder leicht, um rund zwei Prozent, aufwärts. „Das Spendenaufkommen hängt mit dem Konsum zusammen und damit, wie sicher sich Spender finanziell fühlen”, sagt Aldrich. Daher würden viele zurzeit lieber nach ihrem Tod Geld geben. In Österreich ist das Spendenvolumen hingegen auch in der Wirtschaftskrise gestiegen: 2010 wuchs das Spendenaufkommen um 50 Millionen auf 420 Millionen Euro.

Im Kommen sieht Lutschinger das Hochschulfundraising: „Das Thema Bildung war bisher ein Stiefkind in Österreich.” Von der stark gepflegten Tradition in den USA mit Alumniclubs sei Österreich weit entfernt.

Bei akuten Aufrufen wie derzeit für Hungerleidende in Afrika kommen deutlich mehr Spenden via Internet und SMS