Wien. Mühsam die Münzen in der Geldbörse zusammensuchen oder die Karte zücken könnte bald ein Ende haben: Das Handy an die Kassa halten und schon ist bezahlt - so kann in naher Zukunft der Einkauf ablaufen. Nach dem Start von kontaktlosem Kreditkarten-Zahlen in Österreich wird bald das Handy im Einzelhandel Bargeld oder die Karte ersetzen können. Viele Unternehmen - von Banken über Mobilfunkbetreiber bis hin zu Kreditkartenunternehmen - arbeiten derzeit an Projekten. In die Karten schauen lassen will sich aber noch niemand.

T-Mobile und A1 verweisen lediglich auf laufende Projekte. "Zum Thema NFC wird heuer noch etwas kommen", heißt es etwa von A1-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm. "Wir sind derzeit in der Testphase für mobiles Bezahlen. Ende des Jahres werden wir wissen, wohin der Weg geht", sagt Ursula Riegler, Sprecherin von McDonald’s Österreich.

Für Verbraucher ist das Zahlen per Funkchip komfortabel, weil sie nicht das passende Kleingeld bei sich haben müssen. Handy-Zahlen eignet sich vor allem für niedrige Beträge. Bis zu 25 Euro ist in der Regel keine Autorisierung nötig. Bei höheren Summen kann zur Sicherheit eine Unterschrift oder ein Code verlangt werden. Damit nicht aus Versehen Geld abgebucht wird, ist die Reichweite auf rund zehn Zentimeter begrenzt.

Google preschte mit Bezahldienst in USA vor

Anfang 2012 wird Visa die kontaktlose Karten-Zahlungsmöglichkeit PayWave als Erweiterung für das Mobiltelefon anbieten. Mit dem Handyhersteller Samsung will das Kreditkartenunternehmen zu Olympia 2012 in London Zahlen per NFC (Near Field Communication) über das Mobiltelefon möglich machen. Von Samsung stammen dabei die Handys mit NFC-Chip, von Visa kommt das Handy-Programm. Kurt Tojner, Visa Europe Country Manager für Österreich, erwartet mit London 2012 "einen weiteren Sprung nach vorne" für mobiles Bezahlen. Er geht davon aus, dass Handy-Zahlen über NFC auch in Österreich 2012 in Erscheinung treten wird. Wie bei der Karte (auf dem Chip) wird dabei im Mobiltelefon ein "Secure Element" mit derselben Sicherheitstechnologie wie bei der Kreditkarte "personalisiert".

Auch Rivale Mastercard ist mit seinem kontaktlosen Angebot Paypass auf dem Vormarsch und kooperiert bei "Google Wallet" in den USA mit der Citibank und den Google-Smartphones "Nexus S" aus dem Netz des US-Mobilfunkanbieters Sprint. Die Kreditkarten-Daten werden dabei in einem Zusatzprogramm am Handy hinterlegt. Die Präsentation des Handy-Bezahldienstes im Mai hatte Signalwirkung - bisher war es lediglich bei Ankündigungen von Konzernen geblieben. Der Bezahldienst PayPal konterte den Google-Vorstoß sofort mit einer Klage, weil frühere Mitarbeiter internes Wissen verwendet haben sollen. Das verdeutlicht, wie hart um den neuen Markt gekämpft werden wird.