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Neuer RHI-Chef Struzl: "Bin ein Produktivitätsfanatiker"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Mehr Profit als Ziel - aber ohne Jobabbau. | BRIC-Länder im Wachstumsfokus.


"Wiener Zeitung": Sie können auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Stahlmanager zurückblicken, waren von 2001 bis 2004 Voestalpine-General und danach bis 2010 Chef einer brasilianischen Böhler-Tochter. Seit 8. September sitzen Sie beim Feuerfestspezialisten RHI im Chefsessel. Warum wollen Sie mit jetzt 69 Jahren nicht ihre Pension genießen?Franz Struzl: Nach meiner Rückkehr aus Brasilien - das war im Jänner dieses Jahres - wollte ich noch einmal etwas Operatives machen, wo ich etwas bewegen kann. Bei meinen Tätigkeiten als Aufsichtsrat und Berater - etwa bei A-Tec - war das nicht der Fall.

Welche Ziele haben Sie als neuer RHI-Chef?

Einen Umsatz von deutlich mehr als 2 Milliarden Euro (2010: 1,5 Milliarden Euro, Anm.) und im Verhältnis dazu einen Betriebsgewinn von deutlich über 10 Prozent (zuletzt rund 8 Prozent, Anm.). Und das binnen drei Jahren, so lange läuft mein Vorstandsvertrag.

Von Ihrem Umsatzziel ist bei RHI seit langem die Rede. Wie wollen Sie es erreichen?

Über organisches Wachstum, aber vor allem auch über Akquisitionen. Zusätzlich werden wir in Zukunftsmärkten Werke bauen - so wie jetzt in Brasilien.

Ist für diese Vorhaben genug Geld in der Kriegskasse?

Ich denke schon. Aktuell haben wir eine Eigenkapitalquote von 22,5 Prozent. Da bedarf es auch keiner Kapitalerhöhung, die zu jetzigen Börsenkursen sowieso kein Thema wäre.

Wie wollen Sie die operative Gewinnmarge steigern?

Indem wir die Produktivität verbessern. In Brasilien habe ich viel gelernt, wie man immer noch etwas optimieren kann. Ich bin ein Produktivitätsfanatiker.

Bedeutet das Personalabbau?

Nein, es geht um technische Verbesserungen in der Produktion, um in kürzerer Zeit mehr zu machen.

Wie sieht ihre Gesamtstrategie aus?

Wir wollen vor allem in den BRIC-Ländern wachsen, in Brasilien, Russland, Indien und China. Dort spielt nicht nur im Moment, sondern auch in Zukunft die Stahlmusik. Unabdingbar ist auch die Rohstoffsicherung: Wir werden uns vor allem in den BRIC-Staaten nach neuen Rohstoffquellen umsehen. Bei Magnesit soll unser Eigenversorgungsanteil von 30 auf 60 Prozent verdoppelt werden. Auch von den Bemühungen der Stahlindustrie, den Feuerfestbereich an Spezialisten auszulagern, wollen wir vermehrt profitieren. Indem wir immer mehr Service übernehmen, helfen wir der Stahlbranche, Kosten zu senken.

Wie schätzen Sie die künftige Stahlkonjunktur ein?

Sehr positiv. Immer mehr Menschen bevölkern diesen Planeten. Ob es nun Haushaltsgeräte, Autos oder andere Dinge sind: Jeder von ihnen will einen gewissen Lebensstandard haben.