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Neue Chancen für "gute" Investoren

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Die Firma Husk Power Systems baut Mini-Kraftwerke, die aus Reishülsen Strom erzeugen, und bindet viele indische Dörfer damit erstmals an ein Elektrizitätsnetz an.

Junge, nützliche Organisationen sollen fit für die Zukunft gemacht werden.


Wien.Warum sollte jemand, der sonst ganz penibel darauf achtet, wo sein Geld hinfließt, ausgerechnet dann die Zügel aus der Hand geben, wenn er mit seinem Kapital Gutes tun will? In den vergangenen Jahren hat auch im deutschsprachigen Raum ein Philanthropie-Begriff Einzug gehalten, der über reines Spenden hinausgeht. Die liechtensteinische Fürstenbank LGT zum Beispiel startet mit einem Konzept durch, das es ihren gut betuchten Kunden ermöglicht, bei der Förderung von Projekten in Entwicklungsregionen eine unternehmerische Perspektive einzunehmen.

"Wir unterstützen junge, stark wachsende Organisationen, die etwas Positives für benachteiligte Menschen tun", erklärt Wolfgang Hafenmayer, Chef von LGT Venture Philanthropy, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Begriff "Venture Philanthropy" leitet sich von der Anlagestrategie "Venture Capital" - dem Bereitstellen von Startkapital für vielversprechende, aufstrebende Unternehmen - ab. Während Venture Capital üblicherweise im Bereich neuer Technologien zu finden ist, steht in diesem Fall jedoch die Orientierung am Gemeinwohl im Vordergrund.

Bisher zwanzig Projekte

Hafenmayer gibt ein Beispiel: "In Indien haben noch immer 500 Millionen Menschen keinen verlässlichen Zugang zu Elektrizität." Die Firma Husk Power Systems habe dafür eine Lösung entwickelt: Mini-Kraftwerke, die aus Agrar-Abfällen - konkret aus Reishülsen - Strom erzeugen. Dabei würden mehrere Dörfer im Rahmen kleiner Stromnetze zusammengeschlossen. LGT hat dem Unternehmen - ein in Eigenkapital wandelbares - Darlehen in Höhe von 300.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt, um die Expansion zu unterstützen. "Als wir uns beteiligt haben, hat es acht derartige Dorf-Netze gegeben", so Hafenmayer. In den vergangenen zwei Jahren sei die Zahl auf 75 angestiegen. Ziel sei, 2000 davon zu errichten und auf diese Weise acht Millionen Menschen den Zugang zu Strom zu sichern.

Laut Hafenmayer unterstützt LGT Venture Philanthropy derzeit zwanzig Organisationen mit unterschiedlichem Fokus in Indien, China, Südostasien, Afrika und Lateinamerika. Bis zum Jahresende sollen bis zu fünf weitere dazukommen.

Exit nach 5 bis 7 Jahren

Das bisherige Gesamtvolumen von rund 10 Millionen Schweizer Franken stammt zu zwei Drittel vom Fürstenhaus Liechtenstein, ein Drittel kommt von externen Kunden. Rund 70 Prozent des Geldes wurde im vorhin beschriebenen Sinne in profitorientierte Unternehmen investiert, 30 Prozent flossen über leistungsbezogene Spenden an Non-Profit-Organisationen.

Sowohl bei den Investitionen als auch bei den Spenden geht LGT bei der Auswahl von Organisationen so restriktiv vor, wie es im Venture-Capital-Bereich üblich ist. Für Investoren (ab 100.000 Franken) und Spender (ab 100 Franken) gibt es laufende Berichte über ihre jeweiligen Organisationen. Finanzielle Rendite steht laut Hafenmayer bei den Investoren nicht im Vordergrund - angesichts des riskanten wirtschaftlichen Umfelds könne eine solche auch nicht versprochen werden.

Nach fünf bis sieben Jahren sollen die Organisationen auf eigenen Beinen stehen können - dann will LGT Venture Philanthropy ihre jeweilige Beteiligung an strategische Investoren, das Management oder an der Börse verkaufen. Non-Profit-Organisationen sollen so erfolgreich aufgebaut werden, dass sie von lokalen Regierungen weitergeführt werden.