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A-Tec-Pleite: Chinesen wollen ATB-Umsatz auf 600 Millionen Euro verdoppeln

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Kovats wird Gerichtsbeschluss zum ATB-Deal anfechten, sagt Anwalt Lansky.


Wien/Shangyu. Die Filetierung der A-Tec Industries AG wird jetzt durchgezogen. Nach dem Verkauf der Motorensparte ATB Austria Antriebstechnik (3600 Mitarbeiter, 314 Millionen Euro Umsatz) an die börsennotierte chinesische Wolong-Gruppe kommen nun die übrigen Sparten, Montanwerke Brixlegg und Emco, unter den Hammer. Laut Firmenbuch hat Treuhänder Matthias Schmidt A-Tec-Gründer Mirko Kovats als Geschäftsführer der A-Tec Minerals & Metals Holding GmbH und der A-Tec Mechanical Engineering Holding GmbH und zweier weiterer Gesellschaften abgesetzt.

Indes wurde dort der Sanierungsexperte Thomas Jungreithmeir, vormals KPMG, heute Partner des Beratungsunternehmens TJP Advisory & Management Services, als Geschäftsführer eingesetzt. Er soll dem Treuhänder bei der Verwertung zur Hand gehen.

Der Verkauf der ATB um 62 Millionen Euro an Wolong soll am vergangenen Montag "Spitz auf Knopf" gestanden sein. Die Nacht auf Dienstag wurde in einer Anwaltskanzlei am Wiener Parkring durchverhandelt. Im Mittelpunkt standen persönliche Haftungen der A-Tec-Vorstände im Kaufvertrag, die anscheinend eliminiert wurden. Zugleich soll der Konkursrichter mit einem Beschluss angeordnet haben, dass zwei A-Tec-Manager ihre Unterschriften unter den Kaufvertrag ("Share Purchase Agreement") mit Wolong setzen.

Zores für Konkursrichter

Für Kovats kein Grund aufzugeben. "Der Gerichtsbeschluss des Konkursgerichts wird angefochten, weil eine Reihe juristisch nicht haltbarer Inhalte drinnen sind", sagt Gabriel Lansky, Anwalt von Kovats zur "Wiener Zeitung".

Indes musste der Treuhänder ATB schnell verkaufen, "weil die A-Tec-Tochter ein Geldverbrenner ist", sagte ein Insider zur "Wiener Zeitung". So blätterte die Wolong-Gruppe unter ihrem Chef Jiancheg Chen nicht nur 62 Millionen Euro für fast 98 Prozent der Aktien der börsennotierten ATB hin, der Rest ist Streubesitz, sondern hat auch 3,5 Millionen Euro für Zinszahlungen aufgebracht und alle Verbindlichkeiten übernommen; dazu kommt noch eine Kapitalreserve in Höhe von 35 Millionen Euro für die Bedienung jener Bankkredite, die durch Kontrollwechselklauseln in den Verträgen ("Change-of-Control") fällig werden. Unter dem Strich macht das 105 bis 110 Millionen Euro.

Den A-Tec-Miteigentümer und ATB-Vorstand Christian Schmidt haben die Chinesen zum neuen ATB-Vorstandchef gekürt, der den Betrieb besser als seine eigene Westentasche kennt. Wolong (eine Milliarde Euro Umsatz, fast 8000 Mitarbeiter) hat mit ATB Großes vor. "2015 soll der Umsatz 600 Millionen Euro betragen", sagt Wolong-Chef Chen.

Laut Wolong-Manager Jian Qiao Wang sollen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der ATB-Gruppe zusammengelegt werden. "Wir sehen die Schwerpunkte in der Produktentwicklung und im Einkauf", sagte Chen. Künftig wird ATB Gussteile in China kaufen und ihre Motoren auf dem asiatischen Markt verkaufen. Wolong setzt auf die Qualität, das Know-how und die hochqualifizierten Facharbeiter von ATB. Schmidt: "Es soll kein Arbeitsplatz abgebaut und kein Werk geschlossen werden."