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Airport-Aufwind lässt nach

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Flughafen Schwechat wächst stärker als die Konkurrenz - noch.


Wien. Das hört Flughafen Wien-Neo-Vorstand Julian Jäger gerne: "Der Flughafen Wien war und ist unsere Top-Destination im Herzen Europas, Eva Air ist sehr stolz, in Wien zu sein und diese wichtige europäisch-asiatische Strecke seit 20 Jahren ohne Unterbrechung mit Erfolg zu bedienen", sagte Raymond Lin, Evergreen-Group-Vice-Group-Chairman, am Donnerstag in Wien zum 20-jährigen Jubiläum der privaten taiwanesischen Fluglinie, die kurz nach ihrer Gründung 1991 Wien als erste Europadestination wählte und seither auf der Strecke Taipeh - Bangkok - Wien und retour mehr als 1,3 Millionen Fluggäste begrüßen konnte.

Der Flughafen Wien bleibe auch strategische Basis für eine Expansion der Eva Air in die Länder Zentral- und Osteuropas, so der für Österreich und Osteuropa zuständige Manager Edward Ho. Nach dem Einbruch durch die Finanzkrise ab 2009 nimmt die Passagierzahl nun wieder zu, Eva Air will bald wieder ein größeres Flugzeug für die drei wöchentlichen Wien-Verbindungen einsetzen und verstärkt mit Anschlussflügen nach Vietnam sowie zu 25 Destinationen in "Festland-China" punkten. Die Zusammenarbeit mit der AUA - die durch die Konkurrenz von Emirates ihre Asien-Langstrecken gefährdet sieht - sei "nach wie vor sehr gut". Und der Wien-Tourismus-Chef freut sich über Zuwachsraten von Touristen aus Taiwan im "höheren zweistelligen" Prozentbereich.

Der kontinuierliche Erfolg des Flughafens Wien als führendes Gateway nach Osteuropa - der Zuwachs dorthin lag heuer stets solide bei mehr als 15 Prozent, auch die Zahl der Transferpassagiere wuchs stets zweistellig - lässt Jäger auch bei den Wachstumszahlen über die europäische Konkurrenz triumphieren - noch. In den ersten zehn Monaten 2011 legte die Zahl der Passagiere in Schwechat um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Im Oktober lag der Zuwachs aber nur noch bei 4,9 Prozent.

Das ist zwar immer noch mehr als doppelt so hoch wie in Frankfurt - auch im Zehn-Monats-Vergleich. Aber: Die Zuwachsraten werden kleiner, die Airlines spüren den drohenden Konjunktureinbruch sehr früh und kürzen ihre Kapazitäten.

Der Lufthansa-Konzern insgesamt hat im Oktober mit 9,62 Millionen Passagieren nur noch etwas mehr als zwei Prozent mehr Gäste gezählt als ein Jahr zuvor - in den ersten neun Monaten des Jahres lag das Passagierplus noch bei 8,4 Prozent. Als Reaktion auf die flaue Nachfrage hatte Europas größte Fluglinie bereits angekündigt, die Kapazitäten im Winter weit weniger stark als geplant ausweiten zu wollen.

AUA verliert Marktanteile

Schwechat-.Hauptkunde und Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hat zwar im Oktober um mehr als 5 Prozent mehr Passagiere befördert als im Vorjahr, nach zehn Monaten lag der Zuwachs insgesamt aber nur bei 2,7 Prozent - damit hat der Home-Carrier in Wien weitere Marktanteile verloren. Vor allem auf der Langstrecke und im Charterverkehr gab es nach den Katastrophen in Japan und den Unruhen im Nahen Osten stärkere Rückgänge. In den ersten zehn Monaten des Jahres sank die Sitzplatz-Auslastung bei der AUA insgesamt um 3,3 Prozentpunkte auf nur noch knapp mehr als 74 Prozent.

Jäger und sein VIE-Vorstandskollege Günther Ofner werden irgendwann im Dezember wie geplant den 20-millionsten Passagier des Jahres 2011 in Wien-Schwechat begrüßen dürfen.

Wenn es aber stimmt, dass die Luftfracht-Volumina ein wesentlicher Frühindikator für die Weltkonjunktur sind, dann gibt es wohl weniger Grund zur Freude: Das Frachtaufkommen in Schwechat brach im Oktober um fast neun Prozent ein - in Frankfurt übrigens auch, wo zwar im Oktober endlich die zehn Jahre lang heiß umstrittene vierte Landebahn in Betrieb ging, aber gleichzeitig das Nachtflugverbot ausgeweitet wurde.