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Mittelbetriebe fahren ihre Investitionen deutlich zurück

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Eintrübung der Wirtschaftslage führt zu Jobabbauplänen und Investitionsstopp.


Wien. Das Gros der Klein- und Mittelbetriebe (KMU) hat heuer gute Umsätze und Erträge erzielt, aber für die Zukunft macht sich Skepsis breit. "Die österreichische Wirtschaft kann sich der konjunkturellen Abkühlung auf den internationalen Märkten nicht entziehen, derzeit ist der Mittelstand aber unbeeindruckt von einer Konjunkturabschwächung", sagt der deutsche Wirtschaftsprofessor Helmut Rödl vom Verband Creditreform. "Die Schuldenbremse wird sich auf den Mittelstand auswirken, aber sie ist nicht zu vermeiden."

Die Lageeinschätzungen der Unternehmen sei sehr stabil, aber durch das Wetterleuchten auf den Finanzmärkten etwas in Unordnung geraten. "Man braucht derzeit ein gewisses Maß an Standfestigkeit, wenn man das alles in den Zeitungen liest", sagt Rödl zur Rolle der Psychologie in der Wirtschaft. "Man muss positiv denken und nicht im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung alles schlechtreden."

Laut einer Creditreform-Umfrage unter 1800 Betrieben rechnet nur noch ein Viertel in den nächsten Monaten mit Umsatzsteigerungen, vor einem Jahr war es noch ein Drittel. "Jeder fünfte Betrieb rechnet mit einem Umsatzrückgang", sagt Rödl. Rund 44 Prozent der Baufirmen befürchten Umsatzeinbrüche, im verarbeitenden Gewerbe sind es mehr als ein Viertel.

"Da die Entwicklung im industriellen Bereich als Vorläufer der gesamtwirtschaftlichen Konjunkturlage gilt, ist in den nächsten Monaten mit einer deutlichen Eintrübung der wirtschaftlichen Lage hierzulande zu rechnen", erklärt der gebürtige Klagenfurter Rödl. Im Handel und im Baugewerbe wird mit sinkenden Erträgen gerechnet. Der Handel ist pessimistisch: 24 Prozent rechnen mit Ertragsrückgängen, das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Mit der Verschlechterung der Geschäftsaussichten wird auch die Luft am Arbeitsmarkt dünner. Jeder sechste Mittelständler plant einen Personalabbau.

Trübe Aussichten

"Erstmalig seit 2009 dürften im Mittelstand per Saldo keine neuen Jobs entstehen", weiß der Experte. "Auch die Investitionsbereitschaft unter den Mittelständlern hat deutlich nachgelassen." Nachsatz: "In den vergangenen zehn Jahren wurde keine niedrigere Investitionsbereitschaft festgestellt." Nur noch 44,6 Prozent wollen künftig investieren, im Krisenjahr 2009 waren es 47,5 Prozent. Rödl: "Die Verschlechterung der Konjunkturaussichten führt hierzulande zu einem regelrechten Investitionsstopp."