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Teilrückzug aus Osten für Raiffeisen kein Tabu mehr

Von Karl Leban

Wirtschaft

Stepic meldet Neunmonatsgewinn von | 745 Millionen - rote Zahlen bei Uniqa.


Wien. Herbert Stepic, Vorstandschef der Raiffeisen Bank International (RBI), hält weiterhin große Stücke auf den europäischen Osten: "Diese Region ist und bleibt der Wachstumsmotor für Europa." Trotzdem prüft er nun einen Teilrückzug. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir uns aus dem einen oder anderen Land zurückziehen", sagte der Banker am Donnerstag bei der Bilanzvorlage zum dritten Quartal. Derzeit ist die RBI in 17 osteuropäischen Ländern tätig.

Welche dieser Märkte auf dem Prüfstand sind, wollte Stepic allerdings nicht sagen. Aufgeben würde die Bank jedenfalls nur solche, die kaum Potenzial haben und für das Geschäft wenig bringen. Dass es etwa Ungarn erwischen könnte, stellte Stepic in Abrede: "Aus heutiger Sicht bleiben wir dort."

Für die RBI ist Ungarn freilich ein besonderer "Problemfall". Wegen massiver Abschreibungen infolge der von Budapest verfügten Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten fielen in dem Land in den ersten neun Monaten 286 Millionen Euro Verlust an. In Summe wird für das Gesamtjahr ein Minus von 320 Millionen Euro erwartet. Um den Verlust abzudecken, muss die RBI ihrer ungarischen Tochter noch heuer Kapital in ähnlicher Höhe zuschießen.

Die tiefroten Zahlen in Ungarn haben dem Raiffeisen-Institut im dritten Quartal die Bilanz verhagelt. Unterm Strich halbierte sich der Gewinn auf 130 Millionen Euro. Für Stepic aber offenbar kein großes Unglück: "Wir mussten ein paar Federn lassen, doch das Rupfen, wie es andere Banken erlebten, ist uns erspart geblieben."

Insgesamt verdiente die börsenotierte RBI nach drei Quartalen 745 Millionen Euro - um 4,8 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Was das Ergebnis betrifft, steht die Bank unter Österreichs größten Instituten damit am besten da. Einen Gewinn soll es auch im Gesamtjahr 2011 geben - trotz möglicher Firmenwertberichtigung in der Ukraine, versicherte Stepic.

Die RBI ist der weitaus größte und wichtigste Teil der RZB-Gruppe. Wie berichtet, braucht diese bis Ende Juni 2012 einen zusätzlichen Kapitalpuffer von 2,5 Milliarden Euro, um die neuen Vorgaben der europäischen Bankenaufseher mit 9 Prozent hartem Kernkapital zu erfüllen. Raiffeisen will diesen "Gewaltakt" mit 20 Einzelmaßnahmen und ohne Staatshilfe schaffen (siehe Grafik). "Je nach Marktlage könnte dabei auch eine Kapitalerhöhung bei der RBI eine Option sein", fügte Stepic hinzu.

Uniqa verkauft Mannheimer

Abseits der RBI hat am Donnerstag mit der Uniqa ein weiterer Großkonzern aus dem Raiffeisen-Reich Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Sie fielen schlecht aus, was im Vorfeld aber schon angekündigt worden war. Wegen eines radikalen Abwertungsschnitts bei griechischen Staatsanleihen und auch wegen hoher Kosten für den Konzernumbau schrieb der Wiener Versicherer in den ersten drei Quartalen einen Vorsteuerverlust von 181 Millionen Euro.

Für das bald zu Ende gehende Jahr rechnet Uniqa-Chef Andreas Brandstetter unverändert mit einem Verlust von 250 bis 300 Millionen Euro. Und das, obwohl der Konzern überraschend bekanntgab, dass er seine deutsche Tochter Mannheimer (840 Mitarbeiter, 412 Millionen Euro Prämie) an den Versicherungsverbund "Die Continentale" verkauft hat.