Wien.
(ede/apa) Von 2007 bis 2010 sind die Durchschnittseinkommen der Vorstandsmitglieder beziehungsweise Geschäftsführer in staatlichen Unternehmen um 19,6 Prozent gestiegen, jene ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur um 10,4 Prozent. Im Zeitraum 2005 bis 2008 verhielt es sich mit 6 Prozent plus bei den Top-Managern und 13 Prozent bei den Beschäftigten noch umgekehrt. Das geht aus dem aktuellen Einkommensbericht des Rechnungshofs hervor, der rund 400 Firmen umfasst, an denen der Staat zumindest 50 Prozent der Anteile hält und an denen auch der Bund beteiligt ist.
Insgesamt verdienten im Vorjahr 64 Top-Manager in 23 Staatsunternehmen mehr als Bundeskanzler Werner Faymann, der sich über - zu 2009 unverändert hohe - Bezüge von 285.600 Euro freuen konnte.
Verbund, Post und ÖIAG Gehalts-Spitzenreiter
Spitzenreiter bei den Vorstandsgehältern ist der Stromkonzern Verbund. Dort verdienten die vier Vorstandsmitglieder - eine Frau und drei Männer - im vergangenen Jahr durchschnittlich 721.800 Euro pro Person. Allerdings ist in diesen Zahlen auch der SP-nahe Ex-Vorstand Christian Kern enthalten, der im Juni 2010 neuer ÖBB-Chef wurde und damit im Verbund von der Gehaltsliste rutschte. Wäre Kern beim Verbund geblieben, dann wäre die durchschnittliche Vorstandsgage (auf Jahres-Vollzeitäquivalente hochgerechnet) noch etwas höher gelegen - nämlich bei 841.800 Euro.
Auf Rang zwei hinter dem Verbund folgt die Post, deren fünf Vorstandsmitglieder im Durchschnitt 669.500 Euro verdienten. Dahinter folgt die ÖIAG, deren Ex-Chef Peter Michaelis - er wurde mit 1. Juli 2011 durch den VP-nahen Industriellenfunktionär Markus Beyrer ersetzt - im Vorjahr noch 669.100 Euro bezog. Auf Platz vier liegt die Verbund-Wasserkrafttochter Austrian Hydro Power (AHP) mit durchschnittlich 605.500 Euro für die zwei Vorstände.

Der staatliche Energiesektor ist damit ein besonderes Gagenparadies. Der Rechnungshof listet allein sieben Unternehmen des Verbund-Konzerns auf, in denen insgesamt 16 Top-Manager auf Bezüge über dem Gehalt des Kanzlers kommen. Neben der Konzernmutter und den Töchtern Verbund Hydro Power und Verbund International sind das noch die Verbund Trading, Verbund Sales, Austrian Power Grid und Verbund Thermal Power. Dazu kommen noch die Landesenergieversorger von Kärnten (Kelag) und die Salzburg AG.
Bei der notverstaatlichten Kärntner Hypo Alpe Adria Bank International hat sich im vergangenen Jahr das Abfertigungskarussell besonders schnell gedreht. Gleich vier Geschäftsführer wurden 2010 mit Golden Handshakes zwischen 350.000 und 2,4 Millionen Euro abgesetzt, teilt der Rechnungshof mit.
Deutlicher Aufholbedarf bei den Frauen
Die Einkommen der weiblichen Top-Managerinnen in staatlichen Unternehmen betrugen im Jahr 2010 im Durchschnitt über alle Branchen rund 110.500 Euro, das entspricht rund 64 Prozent der Durchschnittsbezüge ihrer männlichen Kollegen (175.000 Euro. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek sieht hier noch "massiven Nachholbedarf".
Zufrieden ist die Ministerin damit, dass der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen von Staatsunternehmen im Steigen begriffen ist. Dennoch: Der Frauenanteil von 15 Prozent (2009: 13,7 Prozent) in den Vorständen und 21,5 Prozent (2009: 18,1 Prozent) in den Aufsichtsräten öffentlicher Unternehmen sei zwar "deutlich besser als in den Jahren davor", aber immer noch weit entfernt von 40 Prozent, sagte Heinisch-Hosek in Reaktion auf den Einkommensbericht des Rechnungshofs.
Die Bundesregierung hat sich im März dieses Jahres verpflichtet, eine Frauenquote in Aufsichtsräten von staatsnahen Betrieben einzuführen. Bis 2018 soll ein Frauenanteil von 35 Prozent erreicht werden. Heinisch-Hosek hatte 40 Prozent angestrebt, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner wollte nur 30 Prozent. Konkret geht es um 55 Unternehmen, an denen der Staat einen Anteil von mehr als 50 Prozent hält.