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Kalenderjahr mit Raum für Muße

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
Verlängerte Wochenenden: Das Jahr 2012 bietet mehrere Gelegenheiten für Kurzurlaube.
© © © Tetra Images/Corbis

Arbeitgeber muss Verbrauch von einzelnen Urlaubstagen zustimmen.


Wien. Österreichs Arbeitnehmer dürften dem Jahreskalender 2011 keine besonders großen Tränen nachweinen - Weihnachten und Neujahr an einem Wochenende, Staatsfeiertag an einem Sonntag, Nationalfeiertag mitten unter der Woche. So ungnädig sich das vergangene Arbeitsjahr für Arbeiter und Angestellte auch erwies, so erfreulich dürfte für viele der Blick in den neuen Kalender sein. Denn das Jahr 2012 wartet mit lediglich zwei Wochenend-Feiertagen, zahlreichen Fenstertagen - und der Möglichkeit, sich viel zusammenhängende Freizeit zu verschaffen, auf.

Was die heimische Wirtschaft nach Angaben der Industriellenvereinigung bis zu einer Milliarde Euro täglich kostet, ist für viele Arbeitnehmer eine willkommene Gelegenheit, vom Arbeitsstress abschalten zu können: 13 gesetzliche Feiertage stehen in Österreich jährlich zu Buche und damit mehr als in den meisten anderen EU-Ländern. Fallen diese jedoch auf Wochenenden, haben die Arbeitnehmer wenig davon.

Auch dieses Jahr erwartete Angestellte und Arbeiter beim Blick in den Kalender zunächst eine ernüchternde Erkenntnis: Der sonntägliche Neujahrstag bescherte Arbeitnehmern - wie übrigens auch Mariä Empfängnis an einem Dezember-Samstag - keinen zusätzlichen freien Tag. Der übrige Jahresverlauf macht dieses Unglück allerdings problemlos wett: Neben Pfingsten und Ostern winkt am Nationalfeiertag (Freitag) ein verlängertes Wochenende. Zudem bieten ein Staatsfeiertag am Dienstag sowie gleich drei freie Donnerstage (Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Allerheiligen) reichlich Möglichkeiten, sich selbiges unter Einsatz lediglich eines Urlaubstages zu verschaffen.

Die Chance, so günstig an zusammenhänge Auszeiten zu gelangen, will freilich auch genutzt werden. Denn ohne das rechtzeitig erfolgte Einverständnis des Arbeitgebers kann auch kein Fenstertag ausgerufen werden, wie Arbeitsrecht-Experte Günter Köstelbauer von der Arbeiterkammer betont. "Grundsätzlich ist es egal, ob ich einen Tag oder eine Woche frei haben will, der Urlaub muss immer mit dem Arbeitgeber ausgemacht werden", so Köstelbauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Planung des Urlaubs für Arbeitgeber unerlässlich

Da sich Betriebe gerade in Jahren wie diesem auf einen verstärkten Urlaubsandrang in einzelnen Wochen gefasst machen müssen, nimmt Köstelbauer die Arbeitgeber in die Pflicht: "Das Urlaubsgesetz hat einen gesundheitspolitischen Auftrag: Die Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter ihren Urlaub im Laufe des Jahres möglichst verbrauchen und nicht Urlaubstage horten. Da gehört es schon dazu, dass man als Arbeitgeber hier rechtzeitig plant, um personelle Engpässe im Betrieb zu vermeiden."

Das rechtzeitige Ansuchen um eine Bewilligung des Vorgesetzten liegt freilich stets im Aufgabenbereich des Arbeitnehmers - zumal es in den heimischen Betrieben nicht unüblich ist, jenen Mitarbeitern Urlaube an Fenstertagen zu bewilligen, die zuerst vorstellig wurden. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, rät Köstelbauer daher zu Kompromisslösungen: Ein Teil der Belegschaft würde beim ersten verlängerten Wochenende zum Zug kommen, der andere beim nächsten möglichen Termin.

Urlaub auch gestückelt statt am Stück genießbar

Sofern es die betrieblichen Bedingungen zulassen, kann der Arbeitnehmer durchaus auch einen größeren Teil seines Urlaubs in verlängerte Wochenenden investieren. "Das Urlaubsgesetz besagt zwar, dass man den Urlaub möglichst wochenweise verbrauchen soll, in der Realität hat es sich aber so entwickelt, dass man die Tage einzeln konsumiert", so der Arbeitsrechtsexperte.

Ein passender Zeitpunkt für derartige Vorhaben wäre das Jahr 2012 in jedem Fall: Erst 2014 fallen die Feiertage ähnlich günstig wie heuer, die exakte Kalenderkonstellation dieses Schaltjahres wird erst das Jahr 2040 wieder aufweisen.

Weil die umsichtige Planung der Urlaubstage selten so viel Ertrag wie heuer bringen kann, bietet es sich an, auf im Internet verfügbare Urlaubsplaner zurückzugreifen. Denn schließlich will das kostbare Gut Urlaubstag mit Bedacht konsumiert werden. Sonst könnte es passieren, dass man selbst dem Jahr 2012 Tränen nachweinen muss.