Klagenfurt. Im Fall des Kärtner "Backstuben-Wirtschaftskrimis" sind nun die Urteile gefällt worden. Ein 49 Jahre alter ehemaliger Geschäftsführer einer Villacher Bäckerei ist am Mittwoch am Landesgericht Klagenfurt wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung und Verletzung von Gläubigerinteressen zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Nach der Fusion mit einer Klagenfurter Bäckerei schlitterte man mit 3,6 Millionen Euro Schulden in den Konkurs. Die nicht mehr existenten Backstuben hatten 100 Mitarbeiter, die durch die Pleite arbeitslos wurden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Schon vor der Fusion hoch verschuldet
Die beiden Bäckereien, die durch ihren Zusammenschluss in Kärnten konkurrenzfähiger sein wollten, waren bereits vor ihrer Fusion hoch verschuldet. "Der Zusammenschluss war ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie man es nicht macht", sagte Sachverständiger Johann Neuner. "Ich wache in der Nacht schweißgebadet auf und denke an das dortige buchalterische Chaos, wirklich. Das war der schwierigste Fall in meiner 15-jährigen Tätigkeit."
Der ehemalige Besitzer und spätere Geschäftsführer der Villacher Bäckerei - nunmehr ein Verkäufer im Privatkonkurs - hatte anno 2007 einen Investor die Mehrheitsanteile seiner Firma überlassen. Die KG wurde laut Sachverständigen ohne Verträge in eine GmbH umgewandelt. "Den Investor an Bord zu nehmen wurde mir von meinem Bankbetreuer empfohlen", sagte der Angeklagte. Ursprünglich gab es eine Anklage wegen betrügerischer Krida gegen mehrere Involvierte, diese wurde allerdings vom Oberlandesgericht Graz zurückgewiesen.
Probieren wir es halt
Kurz nach der Umwandlung der Gesellschaftsform wurde vom Investor mit den Verhandlungen über die Fusion mit der etwa gleich großen Klagenfurter Bäckerei begonnen. "Ich hatte Bedenken wegen der Firmensituation bei der Klagenfurter Bäckerei. Aber dann hat der Steuerberater die Fusion empfohlen und der Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds sowie der Bankbetreuer den Zusammenschluss ebenso positiv beurteilt. Also stimmte ich letztendlich zu", sagte der Angeklagte.
"Positiv war das vielleicht am Papier - Motto: Probieren wir es halt. Dabei hätten sie die Buchhalter fragen müssen, ob sie deppert sind", sagte der Sachverständige. "Und als Geschäftsführer haben sie eben die Verantwortung. Sie hätten die Lage klar erkennen müssen", hielt Richter Uwe Dumpelnik dem Angeklagten vor.
"Der obergescheite Mitgesellschafter"
Ab Februar 2008 begann die Übersiedelung der Produktion von Villach nach Klagenfurt. "Ich begann das Entgleiten der wirtschaftlichen Situation zu bemerken und war ab Mai 2008 in psychiatrischer Behandlung. Schlussendlich musste ich stationär behandelt werden." Geschäftsführer blieb der Mann aber nach wie vor, Ende 2008 kam es zum Konkurs, die Banken waren als Geldgeber ausgestiegen.
Dumpelnik begründete das Urteil damit, dass der Angeklagte als Verkäufer nunmehr wohl eher keine ähnlichen Taten mehr begehen werde. "Der Druck des obergescheiten Mitgesellschafters auf Sie ist nachvollziehbar", so der Richter. Ursprünglich war auch der Chef der Klagenfurter Bäckerei und der an Bord geholte Investor angeklagt, übrig blieb nur der Villacher. Der geständige Angeklagte nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.