Zum Hauptinhalt springen

"Die Zeit der Ernte steht vor uns"

Von Karl Leban aus Tirana

Wirtschaft
Österreichisch-albanische Partnerschaft: Albaniens Premier Sali Berisha (r.) und Uniqa-Chef Andreas Brandstetter. Die Uniqa ist in Albanien mit knapp 35 Prozent Marktanteil Branchen-Primus.
© © GUENTER R. ARTINGER

Heimischer Versicherungsriese plant kräftigen Ausbau seines Ostgeschäfts.


Tirana. Andreas Brandstetter hält weiter große Stücke auf Osteuropa. Bis 2015 will der Konzernchef der Uniqa-Versicherung das dortige Prämienvolumen auf 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Vor allem im Vertrieb sollen deshalb 1100 Mitarbeiter neu eingestellt werden, auch Akquisitionen sind geplant. Das nötige Geld für den Ausbau des Geschäfts in Osteuropa, wo die Uniqa als Nummer sieben der Branche in 15 Ländern präsent ist, will Brandstetter 2013 über eine große Kapitalerhöhung einsammeln. "Die Zeit der Ernte steht vor uns", so der Uniqa-Chef. "Osteuropa ist ein Markt, der uns auch die nächsten Jahrzehnte tragen wird."

Ebenfalls auf der Agenda - bereits für heuer - ist der Auskauf der Minderheitsaktionäre bei den Osteuropa-Töchtern. Voraussichtlicher Kostenpunkt laut Brandstetter: ein "ansehnlicher dreistelliger Millionenbetrag". Mit dem größten Minderheitsaktionär, der in London ansässigen Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), "sind wir bereits in losen Gesprächen", wie Brandstetter österreichischen Journalisten bei einem Besuch in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, berichtete.

In Osteuropa hat die EBRD als Kooperationspartner die Aktivitäten der Uniqa ab 1998 begleitet. Das Finanzinstitut ist etwa in Ungarn mit 15 Prozent an der dortigen Uniqa-Tochter beteiligt, in Polen sind es sogar 30 Prozent und in Kroatien 20 Prozent. "Wir wollen diese Anteile zurückkaufen", sagt der für das internationale Geschäft zuständige Uniqa-Vorstand Wolfgang Kindl. Dies gelte auch für alle anderen osteuropäischen Tochterfirmen mit Minderheitsaktionären. Vom Auskauf ausgenommen ist lediglich Albanien, wo die Uniqa knapp 70 Prozent an der Sigal-Gruppe hält, die auch die benachbarten Märkte im Kosovo und in Mazedonien bearbeitet.

Der Hauptgrund für die geplanten Transaktionen: Die Uniqa will bei den Osteuropa-Töchtern künftig das alleinige Durchgriffsrecht haben und deren Gewinne in ihrer Konzernbilanz voll konsolidieren. Das Ostgeschäft ist für die zu Raiffeisen gehörende Gruppe laut Kindl bereits das zweite Standbein und eine langfristige strategische Absicherung. Auf die Region Osteuropa entfielen 2011 konzernintern 58 Prozent der Kunden (4,6 Millionen), 40 Prozent der Polizzen (6,7 Millionen) und 21 Prozent der Prämien (1,2 Milliarden Euro).

Personalabbau fast beendet

Hatte das vergangene Jahr wegen hoher Kosten für den Konzernumbau sowie hoher Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen einen Vorsteuerverlust von 330 Millionen Euro beschert, will Brandstetter diese Scharte 2012 auswetzen. Geplant ist ein Gewinn, der über dem von 2010 (rund 150 Millionen Euro) liegen soll. In den Folgejahren - konkret bis 2015 - soll er schrittweise auf etwa 550 Millionen Euro gesteigert werden.

Fast am Ziel sieht sich Brandstetter bei dem im Vorjahr gestarteten Personalabbau in der Wiener Zentrale. Dort sollen 200 Jobs in der Verwaltung wegfallen. Bei ihren nicht zum Kerngeschäft gehörenden Hotel-Beteiligungen ist die Uniqa gerade dabei, den Verkaufsprozess aufzusetzen.