Wien. (hu) Eine Inflationsrate in Österreich von knapp drei Prozent bei einem Wirtschaftswachstum rund um die Null-Linie oder gar knapp darunter, das sei beunruhigend, findet Ulrich Schuh, Chef des neuen Wirtschaftsforschungsinstituts "EcoAustria". Sollte noch dazu die Wirtschaft im Lauf des Jahres wieder an Fahrt gewinnen, steigen die Preise für Energie, Rohstoffe und Nahrungsmittel weiter, und die Inflation würde zu einem Problem. Bremsen müssten in Österreich die Sozialpartner bei der nächsten Lohnrunde und die Gemeinden bei den Gebühren, fordert Schuh.
"Die Inflation über drei Prozent hat letztes Jahr einen österreichischen Durchschnittshaushalt rund 1200 Euro an Kaufkraft gekostet, das ist kein geringer Betrag", so Schuh, und ein - dank guter Konjunktur in der letzten Zeit - zum Teil hausgemachtes Problem. Die Inflation sei in Deutschland und im Durchschnitt des Euro-Raumes deutlich niedriger. Von außen sei keine Entspannung zu erwarten, weder von den Öl- noch von den Rohstoff- noch von den Nahrungsmittelpreisen. Und die Europäische Zentralbank (EZB), die theoretisch über höhere Zinsen den Preisauftrieb dämpfen könnte, ist mit der Rettung des Euro, der Banken und der Konjunktur beschäftigt: Der Leitzins bleibt mit einem Prozent auf Rekordtief.
Inflation drückt auf Wachstum und Beschäftigung, also fordert Wirtschaftsforscher Schuh eine Inflationsbremse im Inland. Als besondere Preistreiber hat "EcoAustria" die Gebühren für Kindergärten mit plus 13 Prozent, die Postgebühren mit rund 9 Prozent und die Wassergebühren mit über 8 Prozent herausgegriffen.
"Hier wäre Zurückhaltung angebracht", meint Schuh. Und bei der nächsten Lohnrunde müsste die Produktivität im Vordergrund stehen. Eine volle und automatische Abgeltung der Inflation einschließlich der Energiepreise sei nicht mehr am Platz. Bei einer Inflationsrate von heuer voraussichtlich 2,7 Prozent sollte als Basis für die Lohnverhandlungen gut ein halber Prozentpunkt heraus gerechnet werden. "Wenig erbaulich, aber unabdingbar", so Schuh.