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Der AUA bleibt nur noch Plan B

Von Karl Leban

Wirtschaft

Zwangsumstieg auf Tyrolean-KV | nun wahrscheinlichstes Szenario.


Wien. Bei der AUA dürften sich die wochenlangen Verhandlungen mit dem Flugpersonal über einen neuen, billigeren Kollektivvertrag (KV) endgültig totgelaufen haben. Auch am Montag gab es keinen Durchbruch bei den Gesprächen. Es geht um den Wegfall von Automatismen wie jährliche Gehaltsvorrückungen, fixe Inflationsabgeltung, teure Abfertigungs- und Betriebspensionsregelungen - sowie um längere, zuschlagsfreie Arbeitszeiten. Dass es am heutigen Dienstag quasi in letzter Minute vor dem um elf Uhr beginnenden Aufsichtsrat zur Zukunft der Airline noch zu einer Einigung kommt, hielten Beobachter bei Redaktionsschluss für "sehr unwahrscheinlich".

Damit bleibt AUA-Chef Jaan Albrecht wohl nichts anderes übrig, als "Plan B" aus der Schublade zu ziehen. Der sieht vor, die Piloten und Flugbegleiter der AUA in den um 20 bis 25 Prozent billigeren KV der Regionalflug-Tochter Tyrolean zu drängen. Albrecht hat vom deutschen AUA-Eigentümer Lufthansa den Auftrag erhalten, ein Sanierungspaket zu schnüren, um die seit Jahren von teils hohen Verlusten gebeutelte Fluglinie endlich in die schwarzen Zahlen zu bringen. Teil des Pakets sind fixe Einsparungen von rund 40 Millionen Euro bei den Personalkosten.

Albrecht muss dem AUA-Aufsichtsrat heute ein fertiges Konzept - bis zu 220 Millionen Euro sollen in Summe allein heuer eingespart werden - auf den Tisch legen. "Eine weitere Nachfrist bei den Gesprächen mit dem Betriebsrat wird es nicht geben", so Pressesprecher Peter Thier zur "Wiener Zeitung". Gespart werden soll auch bei den Kosten fürs Bodenpersonal. "Hier laufen die Gespräche besser, aber eine Einigung steht auch da noch aus", hieß es am Montag in der AUA-Zentrale am Flughafen Wien.

"Eine komplexe Geschichte"

Sollte Albrecht den wiederholt angedrohten Zwangsumstieg auf den Tyrolean-KV für das Bordpersonal von AUA (und Lauda Air) tatsächlich verfügen, worauf vieles hindeutet, wäre dies über einen Betriebsübergang der AUA (und der Lauda) auf Tyrolean möglich. Etwa 2300 der insgesamt fast 6000 Mitarbeiter wären davon betroffen. Der Betriebsübergang selbst würde freilich einige Zeit kosten. "Das ist eine komplexe Geschichte, die auf alle Fälle ein paar Wochen und Monate dauert", sagt AUA-Sprecher Michael Braun im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zeit, die der rot-weiß-roten Fluglinie bei der dringend nötigen Sanierung - noch heuer soll auf Geheiß der Lufthansa ein positives Betriebsergebnis erreicht werden - dann fehlen würde.

In einen Streik wollten sich die Belegschaftsvertreter bisher nicht treiben lassen, damit ihnen nicht vorgeworfen werden kann, dass sie das Unternehmen durch Arbeitsniederlegung in den Abgrund stoßen würden. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass die Situation jetzt doch noch in Richtung Streik eskaliert, wie zu hören ist.

Unabhängig davon hat Bord-Betriebsratschef Karl Minhard ein weiteres Druckmittel in der Hand, zumal der aufstrebende Golf-Carrier Emirates offen um AUA-Piloten wirbt. 338 der 578 AUA-Piloten haben üppig dotierte Altverträge mit hohen Abfertigungen, die sie im Fall eines KV-Wechsels einfordern könnten. Sollte es zu einem Massen-Exodus der Piloten kommen, wäre die AUA plötzlich nicht nur mit einem Personalengpass konfrontiert, sondern müsste auch teure Abfertigungen leisten, die bis zu 39 Monatsgehälter und damit bis zu 500.000 Euro pro Piloten ausmachen können.

Über das Sparprogramm muss AUA-Präsident Stefan Lauer dem Aufsichtsrat der Lufthansa Mittwochabend in Frankfurt berichten. Erst dann sollen endgültige Beschlüsse fallen. Das AUA-Sanierungspaket gilt als Voraussetzung dafür, dass die Kranichlinie ihrer österreichischen Tochter bei der geplanten Umflottung auf Airbus-Mittelstreckenflieger finanziell unter die Arme greift. Sieben neue Airbus-Maschinen sollen angeschafft werden (die bisherigen elf Boeing-Flugzeuge will man indes verkaufen).

Am Donnerstag gibt die AUA ihre Bilanz für 2011 bekannt. Laut vorläufigen Zahlen lag der Verlust bei rund 65 Millionen Euro.