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AUA bereitet Wechsel auf billigeren Tyrolean-Vertrag vor

Von Karl Leban und Hermann Sileitsch

Wirtschaft

Management lässt Bordpersonal gleichzeitig Tür bis Ende März offen.


Wien. Bei der schwer defizitären Lufthansa-Tochter AUA ist das Sanierungspaket nun finalisiert. Der einzige Schönheitsfehler: Mit dem Bordpersonal konnte Airline-Chef Jaan Albrecht keine Einigung über eine tiefgreifende Reform des Kollektivvertrages (KV) erzielen. Damit fehlen der Fluglinie, die möglichst in diesem Jahr nachhaltig in die Gewinnzone gebracht werden soll, noch 35 bis 40 Millionen Euro auf das heurige Sparziel von rund 220 Millionen Euro.

Um diese Lücke zu schließen, hat sich der Vorstand am Dienstag vom Aufsichtsrat grünes Licht für die Vorbereitung des Betriebsübergangs der AUA auf die regionale Flugtochter Tyrolean geholt. Wie berichtet, ist der Tyrolean-KV bis zu 25 Prozent günstiger. Etwa 2300 Beschäftigte des fliegenden Personals wären von dem Wechsel in den billigeren KV betroffen. Erfolgen würde dieser über Änderungskündigungen.

Allerdings ist hier noch nicht das letzte Wort gesprochen. Denn der formelle Beschluss für den Betriebsübergang, der laut AUA-Aufsichtsratschef Stefan Lauer "kein Schrumpfen" für die Airline bedeuten würde, soll nicht vor Ende März gefasst werden. "Bis dahin lassen wir die Tür für weitere Gespräche mit dem Bord-Betriebsrat offen - das haben wir mit der Gewerkschaft vereinbart", so Lauer am Dienstag nach der Sondersitzung der AUA-Aufseher.

Das Management erhöht so erneut den Druck auf das fliegende Personal, in Sachen KV-neu doch noch einzulenken. Dabei geht es um das Abschneiden alter Zöpfe - vor allem um den Wegfall jährlicher Gehaltsvorrückungen, fixer Inflationsabgeltung, teurer Abfertigungs- und Pensionsregelungen sowie um längere Arbeitszeiten, die sich an international üblichen Standards orientieren.

Allerletzte "Galgenfrist"

Sollte es bis 31. März keine Einigung geben, wäre der Übergang des AUA-Flugbetriebs auf die Tyrolean "unausweichlich", wie Lauer vor Journalisten betonte. Die entsprechenden Beschlüsse würden dann vom Aufsichtsrat in einer neuerlichen Sitzung Anfang April verabschiedet.

"Für uns hat sich nichts verändert", sagte Bord-Betriebsratschef Karl Minhard zur "Wiener Zeitung". "Wir haben ein Paket mit 50 Millionen Euro Einsparungen geschnürt. Das ist dem Vorstand offenbar zu wenig, weil er glaubt, dass er mit dem Betriebsübergang mehr heben kann." Laut Minhard erwägen mittlerweile 200 bis 300 Piloten, der AUA den Rücken zu kehren. Die Abfertigungen könnten in diesem Fall dann bis zu 100 Millionen Euro betragen.

"Der Betriebsrat kann als freiwillige Leistungen nicht das anbieten, was der Tyrolean-KV an Einsparungen bringen würde", so Minhard weiter. "Dazu habe ich kein Mandat bei den Kollegen. Das hieße auch, sich auf den Rücken zu schmeißen und alles herzugeben." Dennoch soll es weitere Gespräche mit dem Management geben.

Dass es zu einer massiven Abwanderung von Piloten kommen könnte, bereitet Lauer indes keine echten Sorgen: "Wer seine Zukunft bei einer anderen Airline sieht, ist frei, so zu entscheiden." Vorübergehend möge das zwar einen "negativen Effekt" haben. Schon jetzt aber habe man genug Bewerbungen, um für einen solchen Fall gerüstet zu sein, so Lauer.

Heute, Mittwochabend, wird der AUA-Präsident in Frankfurt dem Lufthansa-Aufsichtsrat das - noch nicht ganz fertig geschnürte - Sanierungsprogramm präsentieren. In dieser Sitzung geht es für die verlustgebeutelte AUA auch um eine Geldspritze. Lauer: "Die AUA hat heute nicht mehr ausreichend Kapital." Ohne eine Kapitalerhöhung gebe es für sie "keine Zukunft". Zum Volumen wollte Lauer am Dienstag nichts sagen. Ob die Lufthansa die Kapitalspritze billigt, sei offen, nachdem es keine Einigung mit dem fliegenden Personal gebe. Eine bedingungslose Zustimmung des Aufsichtsrats erwartet Lauer jedenfalls nicht.

Einigung mit Bodenpersonal

Ebenfalls auf der Agenda des heutigen Treffens sind Zuschüsse der Lufthansa an die AUA, damit diese sieben neue Airbus-Maschinen leasen und ihre Mittelstreckenflotte komplett auf Airbus umstellen kann.

Anders als beim Flugpersonal konnte sich das AUA-Management mit dem Bodenpersonal, wo ebenfalls fixe Kostenschnitte über einen billigeren KV geplant waren, auf eine Grundsatzvereinbarung verständigen. Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans berichtete, dass man eine Nulllohnrunde bis Ende 2013 angeboten habe. Damit habe man Zeit für weitere Verhandlungen gewonnen. Ziel sei der Übergang auf ein neues Entlohnungsmodell - mit deutlich flacheren Einkommenskurven und geringeren Abfertigungen.