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Identifikation und Motivation sind die zentralen Beweggründe

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft

Betriebsräte teilen die Motive, sind aber skeptischer als Unternehmenschefs.


Wien. Die Idee kann als österreichisch durchgehen: Der konservative, aus Schlesien stammende Publizist und Politiker Karl von Vogelsang (1818 bis 1890) hat seine sozialreformerischen Ideen in Wien entwickelt. Diese haben später auch die Enzyklika von "Arbeiterpapst" Leo XIII. ("Rerum novarum", 1891) beeinflusst, wo die Beteiligung der Menschen am Produktivkapital erwähnt wird.

Seither hat sich die Wirtschaftswelt stark verändert - den Mitarbeitern einen "Teil des Kuchens" zu überlassen ist aber weiterhin ein Thema. Mittlerweile gibt es dafür aber unüberschaubar viele Varianten - von reinen Erfolgsbeteiligungen bis hin zu Kapitalmodellen sonder Zahl: über Aktien, (seltener) über GmbH-Anteile, über stille Beteiligungen, Genussrechte, Aktienoptionspläne bis hin zu indirekten Beteiligungsformen mit einer Zwischengesellschaft. Diese kann wiederum als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts, Verein, Privatstiftung oder (seit 2001) als Belegschaftsbeteiligungsstiftung gestaltet sein. Die Vor- und Nachteile sind je nach Ausgestaltung völlig anders gelagert.

Der große Boom ist vorbei

Ähnlich sind aber die generellen Beweggründe für eine Mitarbeiterbeteiligung. Die Wirtschaftskammer und die Arbeiterkammer Wien haben diese vor einigen Jahren gemeinsam mit der Fachhochschule Wiener Neustadt in einer breiten Studie erhoben - und zwar jeweils gesondert bei der Unternehmensführung und den Betriebsräten. Das etwas überraschende Ergebnis: Die Top-Drei der Motive sind fast deckungsgleich. Es geht jeweils darum, die Identifikation der Mitarbeiter mit den Unternehmenszielen zu stärken, die Belegschaft stärker an den Betrieb zu binden und zu einer "unternehmerischen" Denkweise zu motivieren (siehe Grafik). Eine geringere Rolle spielen hingegen Motive wie die Sanierung des Unternehmens oder ein Management-Buy-Out. Auffallend an den Ergebnissen der Befragung ist, dass die Belegschaftsvertreter und die Firmenchefs die Prioritäten annähernd gleich setzen, die Betriebsräte aber wesentlich skeptischer sind, was die Erfolgsaussichten betrifft.

Ein Boom von Kapitalbeteiligungen habe etwa ab 2000 bis zum vierten Quartal 2008 eingesetzt, sagt AK-Experte Heinz Leitsmüller: "Damals haben sich die Erfolgszahlen überschlagen." Vor allem die ÖVP und die Arbeitgeber hätten Modelle forciert, bei denen sich die Gewinne nicht dauerhaft in hohen Lohnabschlüssen niederschlugen. Dann kam der Börsenabsturz. "Jetzt beginnt das Interesse wieder ein bisserl. Einen Boom sehe ich nicht."