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Schuhe, die nach 90 Tagen verrotten

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Heuer sollen 50.000 Paar verkauft werden, 2013 schon fünf Mal so viel.


Wien. Zerstückelt und im Komposthaufen eingegraben, würden Schuhe der Marke Boombuz nach 90 Tagen verrotten. Im Ganzen brauchen die Flip Flops - bei optimalen Bedingungen - rund zwei Jahre, bis sie abgebaut sind, sagt Boombuz-Geschäftsführer Andreas Kornberger. "Im Schuhschrank oder wenn sie getragen werden verrotten sie aber nicht", betont Kornberger, der seit Oktober 2011 beidem Wiener Schuhunternehmen an Bord ist und zuvor als Berater sowie Manager bei Branchengrößen wie Stiefelkönig tätig war.

Boombuz-Chef Andreas Kornberger mit seinen kompostierbaren Flip-Flops.
© Wiener Zeitung / Andreas Pessenlehner

Boombuz, gegründet im Mai 2010, verwendet als Rohmaterial Bio-Polymere - das sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. "Aus Abfallstoffen der Rapsverarbeitung wird ein Granulat produziert. Das Material wird mit einem Treibmittel verarbeitet, sodass die Sohle weich wird", sagt Kornberger.

Der im Jänner 2011 tödlich verunglückte Mitgründer des Unternehmens, Kurt Udo Weixelbaumer, tüftelte jahrelang an den Materialien. Sein Ziel: Die Müllberge kleiner zu machen, die die jährlich mehr als 20 Milliarden produzierten Schuhe verursachen. "Schuhe anderer Hersteller bestehen aus PVC. Wir sind die Einzigen, die kompostierbare Schuhe herstellen", sagt Kornberger. Das Umweltbundesamt testete die Boombuz-Produkte und bestätigte laut dem Unternehmen, dass diese "natürlich wie Erde" sind.

Nachhaltigkeit und modisches Design verbinden

Fünf Mitarbeiter arbeiten derzeit beim Wiener Betrieb, die Produktion ist ausgelagert und wird von Partnern übernommen. Zu den prominenten Investoren zählen Heinrich Schuster, früherer Chef des Außenwerbeunternehmens epa, und Alois Grill, Chef der Repositionierungsagentur Younited.

Hergestellt werden die Boombuz-Treter derzeit in der "Schuhhauptstadt" Tschechiens, in Zlin. "Wir überlegen aber, in Italien zu produzieren", sagt Kornberger, der darauf Wert legt, dass das Rohmaterial aus Europa kommt und die Transportwege kurz sind.

Stellte die Marke in ihrer Kommunikation früher vor allem den Mehrwert des Produktes - Natürlichkeit - in den Vordergrund, werden die Schuhe nun als "Lifestyle-Trend" vermarktet. Zielgruppe sind laut Kornberger "besonders naturverbundene Menschen" - vor allem Frauen, aber es gibt auch Modelle für Herren.

Seit einem Jahr ist Boombuz nicht nur im Online-Shop und bei Versandhändlern erhältlich, sondern steht auch bei großen Schuhhändlern im Regal. Die Preise bewegen sich mit rund 25 bis 40 Euro im mittleren Segment.

Im Vorjahr wurden rund 10.000 Paar abgesetzt. Diese Menge soll sich von Jahr zu Jahr etwa verfünffachen: Heuer sind 50.000 verkaufte Paar geplant, 2013 sollen es bereits 260.000 Paar sein. Ein zu ambitioniertes Ziel? Keinesfalls, meint Kornberger. "Diese Absatzmengen sind realistisch, weil wir in deutlich mehr Ländern präsent sein werden." Als Hauptabsatzmarkt gilt Deutschland, dahinter folgt Österreich. "Wichtige Länder" für die Expansion seien Großbritannien, Spanien und Frankreich.

Der Absatz soll auch durch das Anbieten neuer Modelle steigen: Bald will Boombuz nicht nur Flip Flops, sondern auch Halbschuhe und Ballerinas herstellen. "Das ist für uns technisch bereits möglich, wir brauchen aber noch Zeit", sagt Kornberger.

Außerdem sollen die Bereiche Produktmanagement und Marketing verstärkt werden und dadurch die Mitarbeiterzahl steigen. "Wir werden aber ein kleines Unternehmen mit acht bis zehn Mitarbeitern bleiben", betont der Boombuz-Geschäftsführer.