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ÖVAG: Wird der Bund seine Anteile bis 2017 wieder los?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Teilverstaatlichung der Krisenbank nur | befristet - Schelling neuer Aufsichtsratschef.


Wien. Seit Donnerstag ist der Staat neuer Großaktionär beim Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG. Er bleibt nach seinem rettenden Einstieg allerdings nur befristet an Bord: Bis spätestens 2017 muss seine Minderheitsbeteiligung von 43,3 Prozent wieder verkauft sein. Wie und ob die Republik ihr Aktienpaket loswerden kann, ist freilich eine andere Geschichte.

Für Überlegungen, an wen nach der Sanierung der Bank verkauft werden könnte, ist es laut dem neuen Aufsichtsratspräsidenten, Wirtschaftskammer-Vize Hans Jörg Schelling (er ist vom Bund entsendet), derzeit "noch zu früh". In der Finanzbranche wird aber bereits eifrig spekuliert.

So wird etwa Raiffeisen als potenzieller Käufer ins Spiel gebracht - und in diesem Zusammenhang eine "Verbundlösung" zwischen den Giebelkreuzern und den Volksbanken nach deutschem Vorbild.

Auch die Bawag, die bereits vor Jahren an einem Zusammenschluss mit der ÖVAG interessiert war, könnte auf den Plan treten, meinen Branchenkenner zur "Wiener Zeitung". Ebenfalls eine mögliche Variante: Haben die regionalen Volksbanken, die bei der ÖVAG wie bisher die Mehrheit halten (mit aktuell 50,1 Prozent), künftig genug Cash in der Kriegskasse, könnten sie den Bund auskaufen.

Das Ziel des ÖVAG-Aufsichtsrats und -Vorstands sei jedenfalls, dem Steuerzahler beim späteren Verkauf des Staatsanteils so viel wie möglich der zugeschossenen Gelder zurückerstatten zu können, betont der neue Bankpräsident Schelling. Mit den jetzigen 250 Millionen Euro, die über eine Kapitalerhöhung geflossen sind, hat die Republik bei der ÖVAG in Summe 1,25 Milliarden Euro im Feuer. Eine Milliarde Euro hatte sie der Krisenbank bereits im Frühjahr 2009 in Form von stimmrechtslosem Partizipationskapital zugeführt.

Suche nach neuem Vorstandschef

In dem seit Donnerstagabend neu formierten Aufsichtsrat sind neben Schelling drei weitere Repräsentanten des Bundes vertreten. Es sind dies der frühere Bank-Austria-Vorstand Franz Zwickl als stellvertretender Chef, Generali-Bank-Vorstand Susanne Althaler und Klaus Kumpfmüller von der Bundesfinanzierungsagentur (nicht jedoch die einstige Direktorin der Europäischen Zentralbank, Gertrude Tumpel-Gugerell, die ursprünglich nominiert gewesen war, letztlich aber abgesagt hatte). Für die Volksbanken sitzen fünf Vertreter im ÖVAG-Kontrollgremium.

Weiterhin offen ist unterdessen, wen der Bund als Nachfolger von Gerald Wenzel an die Vorstandsspitze der ÖVAG setzt (Wenzels Mandat endet am 30. April). Für den Chefposten galt bisher Stephan Koren als Favorit. Der Ex-Bawag-Vize ist Wunschkandidat der ÖVP. Weil die Volkspartei mit Schelling aber bereits einen Mann aus ihren Reihen an der Aufsichtsratsspitze hat, dürfte die Vorstandsspitze nun mit einem Kandidaten der SPÖ besetzt werden - gemäß der politischen Farbenlehre in Österreich. Ab 1. Mai führt ÖVAG-Vize Michael Mendel interimistisch die Geschäfte.