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Startup auf der Suche nach dem Eldorado

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
Das Paradies - was für den einen ein Sandstrand unter Palmen ist, ist für den anderen das Silicon Valley.
© © Janusz Klosowki / Pixelio.de

Wiener Online-Tool pixmeaway will Online-Reisesuche revolutionieren.


Wien. Wähle deine Bilder und ich sag dir, wohin du willst - ein Wiener Startup will die Reisebuchung über das Internet revolutionieren. Weil viele nach Erholung Dürstende zu Beginn der Angebotsrecherchen noch nicht wissen, wohin es gehen soll, schuf man mit pixmeaway.com ein Reise-Tool, das Unentschlossenen eine Hilfestellung bieten soll: 63 emotionsgeladene Urlaubsbilder werden den Besuchern zur Auswahl gestellt, um auf Basis dieser Auswahl den jeweiligen Urlaubstyp und entsprechende Destinationen zu ermitteln. Eine überzeugende Idee, die keinesfalls einen Einzelfall in der blühenden heimischen Startup-Szene darstellt. Und die doch gleichzeitig ihre Probleme offenbart. Denn die drehen sich fast immer um: Geld.

"Rund ein Drittel aller Leute, die Reisen im Internet suchen, wissen zunächst nicht, wohin sie wollen", erklärt Rainer Schuster, Geschäftsführer des für pixmeaway verantwortlich zeichnenden Wiener Startups Pixtri OG. Die Idee, diesen Markt zu bedienen, lag für Schuster bereits 2010 auf der Hand. "Mit psychologischen Tests in der Reisebranche wurden sieben Reisetypen ermittelt, die mit einem Set von 63 Urlaubsbildern korrelieren", so Schuster im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Erkenntnisse und Vorarbeiten, die in die Erstellung eines Online-Tools mündeten, das den Besuchern der Webseite eben diese 63 Bilder zur Auswahl stellt. Und sie danach für den Buchungsprozess in Frage kommender Angebote zu Buchungsplattformen wie Expedia und Travelnow weiterleitet. "Ein Provisorium", wie Schuster festhält. Denn mittelfristig will man sich an weitere "Booking-Engines" anhängen und in weiterer Folge irgendwann auch Reiseanbieter dazu bringen, ihre Angebote direkt auf pixmeaway verfügbar zu machen.

Vorsichtige Kapitalgeber
Wie viel Zeit bis zu diesem "Irgendwann" verstreichen wird, ist freilich noch ungewiss. Denn wie bei dem Großteil der heimischen Startups ist der weitere Erfolg von dem Willen und dem Interesse externer Geldgeber abhängig. "Wenn man ein Startup gründet, braucht man Risikokapital, um zu wachsen", fasste Oliver Holle, Geschäftsführer von Speedinvest vergangene Woche im Rahmen der Wiener Startup Lounge zusammen, die unter dem Titel "Startup migration - why are some of the best austrian startups leaving the country?" firmierte. "In Österreich aber gibt es nur sehr wenig davon", so Holle weiter. "Gerade Business Angels sind in Österreich sehr vorsichtig", bestätigt auch Schuster, um hinzuzufügen: "Es ist schwierig, sich in Wien finanziell auszubreiten - das geht im Ausland leichter."

An Risikokapital und privaten Kapital schütteten Fonds im Jahr 2010, Daten der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation zufolge, einen Betrag von 18,1 Millionen Euro an die IT-Branche aus. Zum Vergleich: In Finnland wurden im selben Zeitraum 175 Millionen Euro an Risikokapital investiert. Das Problem des fehlenden Kapitals für aufstrebende heimische IT-Unternehmen tritt dabei besonders in einer zweiten Phase zutage. "Die Startfinanzierung war in Wien nie leichter als heute", erinnerte Alex Seifert, Geschäftsführer des Linzer IT-Startups "Pro 3 Games" an eine Reihe an Fördermöglichkeiten. "Aber der nächste Schritt ist fast unmöglich", so Seifert auf der Startup Lounge. Vielfach wären Unternehmen mit ihrer Idee bald darauf angewiesen, Österreich zu verlassen, um in der Fremde Glück und Investoren zu finden und dort die Chance zu Wachstum und Rentabilität zu ergreifen.

Landflucht
Ein Schicksal, das auch das Salzburger Startup Wikitude ereilte. "Wien stehe zwar gut da, wenn es um Förderungen geht", befand Wikitude-Chef Martin Herdina, sobald man aber für Expansionsrunde nachfolgendes Risikokapital benötige, komme "der Punkt, wo man Österreich verlassen muss."

Denn viele Investoren und Business Angels würden ihr Kapital nur den Unternehmen zur Verfügung stellen, in deren Geschäftsführung sie regelmäßig Einblick nehmen können. "Investoren wollen ihre Startups nahe bei sich haben", weiß Holle. Während dieser Umstand die Startups ins Ausland abwandern lässt, geht der heimischen Wirtschaft hochtalentiertes Personal verloren.

Die Ausbildung und das Potenzial der heimischen Fachkräfte, so ist man sich in der Szene einig, sei nämlich durchaus konkurrenzfähig und auch international anerkannt. Dieser Umstand allein reiche jedoch nicht, um Geldgeber aus den USA oder Großbritannien dazu zu bringen, Geld nach Österreich zu investieren.

"Wir haben in Wien sehr viel Potenzial", bestätigt Schuster, dessen Team und Idee an der TU Wien entstand. Und doch sei das große Ziel, es "mit unseren Konzepten ins Silicon Valley zu schaffen - dorthin, wo alle großen Online-Reiseplattformen sitzen". Und dorthin, wo das Risikokapital sitzt, ohne das auch revolutionäre Ideen nicht auskommen.

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