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Ernte fällt heuer mager aus

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Zum Teil massive Ernteeinbußen durch Schäden bedrohen Existenz von Betrieben.


Wien. In den vergangenen Tagen haben Unwetter großen Schaden in der heimischen Landwirtschaft angerichtet: Allein fünf Millionen Euro verursachte der Hagel am Donnerstagabend in der Steiermark und in Tirol. Zuvor hatte der Frost von 17. auf 18. Mai vielen Pflanzen und Obstbäumen zugesetzt, die Hagelversicherung beziffert den Schaden mit 25 Millionen Euro.

Besonders stark getroffen hat es Niederösterreich, wo alle relevanten Kulturen von Wein, Kürbis über Kernobst bis Getreide und Christbäume geschädigt oder zerstört wurden. "Wir erwarten bei Marillen heuer maximal ein Drittel der Erntemenge eines durchschnittlichen Jahres", sagt Wolfgang Lukas vom Referat Obstbau der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Den Verlust für den Landwirt können auch höhere Verkaufspreise für die raren Früchte nicht wettmachen.

Supermärkte bekommen weniger heimische Ware

Auch bei Erdbeeren liegt der Ertrag in dieser Saison deutlich unter dem Durchschnitt - im größten Erzeuger-Bundesland Niederösterreich ebenso wie in der Steiermark, wo der Frost im Mai die halbe Erdbeerernte zerstört hat.

"Teilweise wurden Erdbeerfelder zum Selberpflücken gar nicht aufgesperrt", sagt Wolfgang Mazelle, Obstbau-Direktor in der Landwirtschaftskammer Steiermark. Mehr als die Hälfte der Marillen sei kaputt, schätzt Mazelle.

Große Einbußen erwartet werden bei Kirschen und auch Äpfeln, der wichtigsten Obstsorte in der Steiermark. Zwei Frostwellen - eine zur Blütezeit in der Nacht zum Ostermontag in den Hügellagen, die zweite Mitte Mai bis in die Niederungen - haben bereits entwickelte Früchte in der Steiermark zum Teil stark geschädigt.

Die Ausfälle machen sich auch in den Supermärkten bemerkbar:

"Wir bekommen kaum österreichische Marillen und müssen daher auf Ware aus anderen Länder ausweichen", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Ein Drittel mehr Schäden bei Hagelversicherung gemeldet

"Durch den Frost sind einige Betriebe heuer so stark betroffen, dass es um die Existenz geht", sagt Mazelle. Wird weniger als die Hälfte eines durchschnittlichen Jahres geerntet, könne ein Landwirt oft nicht einmal seine Fixkosten - für Pflanzen, Erntehelfer und Treibstoff - decken.

Neben Risiken wie Hagel, Sturm und Überschwemmung versichert die Hagelversicherung auch Frostschäden. Von den Obstsorten können aber nur Erdbeeren - heuer erstmals - gegen Minustemperaturen versichert werden. Bisher gingen in diesem Jahr mehr als 9000 Schadensmeldungen durch Wetterextreme bei der Hagelversicherung ein - ein Drittel mehr als durchschnittlich in diesem Zeitraum. Für eine Zwischenbilanz sei es noch zu früh, weil die Hagelsaison bis August dauert, sagt Markus Simak, Sprecher der Hagelversicherung. "Es ist aber außergewöhnlich, dass es schon Anfang Juni solch schwere und großflächige Schäden gibt." Verheerende Folgen hatte auch am 8. Juni in Teilen Niederösterreichs der Hagel, der drei Millionen Schaden verursachte: Golfballgroße Hagelkörner verwüsteten Anbauflächen im Most- und Waldviertel. Ein Betroffener war Richard Fohringer, der in St. Leonhard am Forst im Mostviertel Chilis anbaut: "Die Pflanzen im Freiland, die der Spätfrost im Mai nicht zerstört hat, hat fast alle der Hagel kaputtgemacht. Nur 1000 von 5000 Chilipflanzen haben überlebt." Um das Risiko durch die Witterung zu minimieren, hat der Chilibauer nun mehr Pflanzen in Töpfe gesetzt und mit einem Folientunnel geschützt. Ab nächster Woche wird auf Richi‘s Chilifarm geerntet. Mit großen Ausfällen rechnet Fohringer trotz Schäden nicht: "Eine Pflanze im Tunnel bringt drei- bis viermal so viel Ertrag wie im Freiland."