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Reif für den legendärsten Fun ever

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Event-Maturareisen locken mit Sex, Alkohol und Medienaufgebot.


Wien.Wer die Reifeprüfung hat, kann endlich antreten zum "Arschbomben Contest", "Gleitgelcatchen" und "Gummipuppenknutschcontest". Teilweise wird den Maturanten auf der Homepage explizit eine "deutschsprachige Betreuung" zugesichert. Wahrscheinlich, damit jene, die in Englisch einen Fleck kassiert haben, sich noch trauen mitzufahren - in touristische Destinationen in Kroatien, Nordzypern, Griechenland oder der Türkei. Eine echte Pauschalreise eben, aber mit garantiertem "Fun" und teilweise garantiertem "Kids und Grannies"-Verbot. Eine der Erlebnisinseln - für Maturanten und solche, die die Maturareise immer und immer wieder erleben wollen - wird damit beworben, dass nur Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren auf der Insel existieren dürfen.

Natürlich, wer die Erziehungsberechtigten zuhause gelassen hat und oft schon 18 Jahre alt ist, braucht nicht unbedingt die missbilligenden Blicke von fremden Erwachsenen, wenn zum "Wet T-Shirt Contest" und "Mr. Knackarsch Contest" gerufen wird. Übrigens, damit sich möglichst niemand benachteiligt fühlt, wird zum Teil mit einem garantierten 50:50-Verhältnis zwischen Männlein und Weiblein geworben (etwa beim DocLX X-Jam, der laut Eigendefinition "qualitativ hochwertigen Maturareise").

Mit der wenig subtilen Andeutung, was zwischen hormonell aufgestauten End-Teenagern bei Sonne und unter Alkoholeinfluss passieren kann, ist Didi Tunkel noch als Ein-Mann-Maturareiseveranstalter vor zwölf Jahren durch die Klassenzimmer der Maturierenden gezogen. Heute ist Didi Tunkel der Summer-Splash-Organisator und selbsternannte Erfinder "der einzigartigen Event-Maturareise". Seit 16. Juni bis 7. Juli tummeln sich insgesamt 12.000 Maturanten in dem Summer-Splash-Dorf.

Diese Maturareisen sind schon derart groß geworden, dass viele Unternehmen es für intelligent befinden, ein Sponsoring gleich vor Ort zu übernehmen. Wenn die Teenies Wochen, vielleicht Monate später das Geld von ihrem Sommerjob ausgeben wollen, erinnern sie sich vielleicht daran, dass sie eine extrem gute Zeit mit viel "Fun" hatten, während die Logos von A1, Volksbank, Generali, Sony Ericsson und Almdudler ständig irgendwo im Bild mitflimmerten.

Julius Meinl ist übrigens auf dem heurigen Summer-Splash - ausgerechnet in der Türkei - mit einem eigenen Kaffeehaus vertreten. "Genieße Wiener Kaffeehausflair unter der türkischen Sonne (...) Denn beim Kaffee sollte man keine Kompromisse eingehen", heißt es auf der Facebook-Seite. Mit der Kaffee-Werbung bei "Europas größte Event-Maturareise" ist Tunkel auf der sicheren Seite, hat er sich doch gemeinsam mit dem Konkurrenten DocLX (Ausrichter "der legendärsten Maturareise") im Februar verpflichtet, keine "offensive Alkoholwerbung" zu machen.

TV sticht Radio, sticht Papier:

Das Fernsehen kommt mit

Übrigens: Dass sich die Maturanten für eine Woche wie Stars fühlen, garantieren Medienpartnerschaften. Früher waren junge Mitarbeiter von "Die Presse" und "Kurier" beim Summer-Splash, um die Teenies täglich über die Gewinner des Bikini-Contests zu informieren, heute wird mit einer Ö3-Radiosendung vor Ort zum Sackhüpfen gerufen. DocLX zog nach: "Zum ersten Mal konnte der international bekannte Sender Pro Sieben Austria als Programmpartner und Presenter gewonnen werden." Den X-Jam-Maturanten wird sogar in Aussicht gestellt, dass die eine oder andere TV-Show vor Ort gedreht wird. Also fast so wie einst Gottschalks "Wetten, dass . . ?" auf Mallorca. Nur ohne "Grannies".