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Feuerwehrausrüster Iveco streicht Jobs in Österreich

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Feuer aus: Österreichs Feuerwehren werden aber weiterhin von Kainbach aus beliefert.
© Iveco

In Kainbach bei Graz werden keine Feuerwehrfahrzeuge mehr gebaut.


Kainbach/Ulm. Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco, ein Unternehmen des Fiat-Konzerns, reduziert seine Produktionsstätten. Die deutschen Lastkraftwagen-Werke in Görlitz, Ulm und Weisweil und der Standort im französischen Chambery werden geschlossen und die Produktion nach Madrid verlagert. Insgesamt werden fast 1100 Arbeitsplätze gestrichen.

Auch die Tochter Iveco Magirus Brandschutztechnik GmbH, Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen mit Sitz in Kainbach bei Graz, ist von der Konzernumstrukturierung betroffen. Von den 110 Arbeitsplätzen dürfte nur ein kleiner Teil erhalten bleiben. Denn der Fahrzeugbau wird eingestellt.

"Die Bereiche Auslieferung, Vertrieb und Reparatur bleiben so, wie sie sind", sagt Geschäftsführer Franz Lohr im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Für mich kommt das nicht überraschend, das ist ein lang gepflegter Plan. Ich glaube schon, dass man durch eine Zentralisierung und Globalisierung noch stärker am Markt tätig sein kann." Wie viele Jobs tatsächlich gerettet werden können, kann Lohr derzeit noch nicht sagen.

"Standort bleibt bestehen"

"Der Standort bleibt bestehen", versichert Iveco-Magirus-Sprecher Tobias Welp der "Wiener Zeitung". Auch würden weiterhin Sonderwünsche und Sonderanfertigungen ("Customizing") für die österreichischen Feuerwehren in Kainbach abgewickelt. "Im Moment sind wir mit den Sozialpartnern in Verhandlungen. Daher können wir noch nicht sagen, wie viele Arbeitsplätze betroffen sind", sagt Welp.

"Das trifft uns sehr"

"Wir sind eigentlich eine Wohngemeinde. Iveco Magirus ist der einzige Mittelbetrieb in unserer Gemeinde, daher trifft uns das schon sehr", sagt der Kainbacher Bürgermeister Manfred Schöninger (ÖVP). "Wir haben im Jahr 2003 mit der Gemeindefirma Kainbach KG eine Halle gebaut, weil bei Iveco Magirus ein Flächenbedarf da war und da schon damals die Gefahr eines Abzugs des Unternehmens aus Platzgründen bestanden hat. Die Halle vermieten wir an Iveco." Nachsatz: "Jetzt trifft es uns, dass uns Iveco Magirus mit Ende des Jahres verlassen will. Ich hoffe, dass sich vielleicht noch andere Möglichkeiten ergeben." Offiziell habe das Unternehmen mit der Gemeinde Kainbach noch keinen Kontakt aufgenommen, sagt der Bürgermeister. Laut Schöninger soll der Betrieb nach seinen Informationen vor zwei Monaten hundert Fix-Angestellte, 30 Lehrlinge und 20 Leiharbeiter beschäftigt haben.

Die Gemeinde verliere nicht nur Lohnabgaben, Mieter und Arbeitsplätze, sondern auch die Gastronomie werde beeinträchtigt. "Die Gastronomie hatte durch Iveco durchaus Erträge", sagt der Bürgermeister. "Es kommen immer wieder Feuerwehr-Delegationen aus den Bundesländern nach Kainbach, die hier übernachten."

Lange Tradition in Kainbach

Die Iveco Magirus Brandschutztechnik GmbH wurde 1997 unter dem Namen Lohr Feuerwehrtechnik gegründet, im gleichen Jahr stieg Magirus ein. Zuvor war der Familienbetrieb in den Ausgleich geschlittert. "Es war ein Super-Ausgleich mit mehr als 50 Prozent Quote", bestätigt Franz Lohr, Enkel des gleichnamigen Firmengründers. Der Großvater baute anfangs noch Kutschen.

Laut Creditreform setzte die steirische Iveco Magirus Brandschutztechnik GmbH im Jahr 2010 mit 140 Mitarbeitern 35,977 Millionen Euro um, das Ergebnis betrug 2,433 Millionen Euro.