Zum Hauptinhalt springen

Große Ernteausfälle in der "Kornkammer" Österreichs

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Landwirtschaftskammer rechnet heuer mit einem Fünftel weniger Getreide.


Drösing. Hagel, Frostschäden und extreme Trockenheit haben die Ackerflächen in Ostösterreich, der "Kornkammer" des Landes, schwer getroffen. "Beim Frost in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai ist das Getreide teilweise erfroren. Die Hälfte der Kürbiskulturen in Niederösterreich wurde vom Frost geschädigt und musste neu angebaut werden", sagt Andreas Leidwein von der Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich.

Probleme bei der Getreideernte bereiten Bauern in Ostösterreich grüne Triebe zwischen reifen Ähren.

Aufgrund der großen Hitze lassen die Sonnenblumen auf den Feldern in Drösing nahe der slowakischen Grenze ihre Blätter hängen, wie ein Lokalaugenschein im nordöstlichen Weinviertel zeigt. Manche Sonnenblumen-Pflanzen gleichen aufgrund der Witterung in den vergangenen Monaten einem Blumenstrauß - sie haben mehrere, kleine Blüten, die weniger Ertrag bringen als ein großer Blütenkorb. Auf vielen Getreidefeldern scheinen grüne, unreife Triebe zwischen reifen Ähren hervor, was das Dreschen erschwert.

Frühe Ernte kostet Ertrag

Die Weizenernte ist im burgenländischen Seewinkel und in Wien schon voll im Gange. "Wir beginnen heuer um sechs Wochen früher als sonst mit der Ernte - das kostet Ertrag", sagt Franz Windisch, Präsident der LK Wien.

"Heuer gibt es dramatische Ernteunterschiede in Österreich", sagt Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich. Die äußerst schwache Ernte im Nordosten Österreichs wird nur zum Teil durch durchschnittliche Ernten im Westen Niederösterreichs, in Oberösterreich und in anderen Anbaugebieten ausgeglichen werden können, prognostiziert die Landwirtschaftskammer. Insgesamt werden heuer im Sommer 2,6 Millionen Tonnen Getreide eingebracht werden können, das sind rund 80 Prozent der Vorjahresernte, die überdurchschnittlich gut war. Bei allen Getreidesorten wird ein geringerer Ertrag als im Vorjahr erwartet. Bei Roggen wird der Rückgang durch größere Anbauflächen wettgemacht. Besonders stark sinken werden die Erträge bei hochwertigen Getreidearten wie Sommergerste für Bier, Durum für Nudeln und Weichweizen für Mehl. Weniger hoch ist der Rückgang bei Futtergetreide wie Triticale. Die Getreidequalität wird als sehr hoch eingestuft.

Ernst Gauhs von der RWA (Raiffeisen Ware Austria) rechnet aufgrund der weltweit geringen Lagerbestände damit, dass die Getreidepreise zumindest nicht sinken werden. Die Landwirtschaftskammer warnt, dass Ackerbauern mit geringem Ertrag ihre Kosten nicht decken können.