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"Unverschämte" Provisionen ärgern heimische Hoteliers

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Schlecht selbst vermarktet haben sich viele Hoteliers.
© © fotoping - Fotolia

Für die Tourismus-Sommersaison wird in Österreich eine schwarze Null erwartet.


Wien. Die Marktmacht der Buchungsportale wie HRS und booking.com wächst ständig - und das ist zum Teil auch die Schuld der Hoteliers, räumt Matthias Koch, Geschäftsführer des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer (WKO), ein. "Die Hoteliers haben sich zu wenig um die Online-Vermarktung gekümmert und den Vertrieb aus der Hand gegeben." Daher müssten die Betriebe nun ihre Hausausgaben im Internet machen - dazu gehöre eine attraktive Webseite und ein eigenes Buchungstool.

"Viele Hoteliers sind vom Tagesgeschäft erschlagen und haben den Vertrieb hintan gestellt", so Klaus Ennemoser, Hotellerie-Bundesobmann in der WKO. Die Folge: Acht bis zehn dominierende Buchungsportale stehen tausenden Hotels gegenüber. Die Provision von 12 bis 25 Prozent vom Buchungswert für Hotels bezeichnet Ennemoser als "unverschämt" und fordert: "Die Provision muss unter zehn Prozent sinken."

Eine unrealistische Forderung, heißt es von HRS. "Unsere Kosten steigen. Wir investieren viel Geld in Suchmaschinen- und Mobile-Marketing und in Social Media", sagt HRS-Sprecherin Anja Klein. Die deutsche HRS-Gruppe kommt mit den Portalen HRS, Hotel.de und Tiscover im deutschsprachigen Raum auf 42 Prozent Marktanteil, vor booking.com mit 35 Prozent Marktanteil, wie eine Studie des europäischen Hotel-Dachverbandes Hotrec ergeben hat. Expedia hält mit Venere und Hotels.com sechs Prozent am Markt.

Schwierige Ertragssituation

Für den Juni rechnet Ennemoser mit einem durchwachsenen Nächtigungsergebnis, weil Feiertage wie Pfingsten heuer in den Mai gefallen sind. Zusätzlich seien während der Fußball-Europameisterschaft Gäste aus den wichtigsten Herkunftsmärkten zuhause geblieben. Für die diesjährige Sommersaison erwartet Ennemoser eine schwarze Null für die Hotellerie, "wenn alles gut läuft, mit einem leichten Zuwachs von zwei Prozent". Prognosen seien schwierig, weil die Buchungen immer kurzfristiger werden und sehr stark vom Wetter abhängen.

Doch die Nächtigungszahlen zeigen nur die eine Seite: Die Kosten für Energie und Personal steigen laut Ennemoser stärker als die Einnahmen und nagen an der wirtschaftlichen Ertragskraft.

Als Wachstumsmärkte für den Tourismus gelten Länder wie Russland, China, Indien und die arabischen Staaten. Jedoch müssen Einwohner von Staaten außerhalb des Schengen-Raums für eine Reise nach Österreich ein Visum beantragen - das betrifft jährlich rund acht Millionen Nächtigungen und 2,6 Millionen Ankünfte. Durch den "Flaschenhals Visum" gehen in Österreich jährlich 300 bis 500 Millionen Euro an Umsatz verloren, weil viele Gäste wegen dieser Hürde nicht kommen, so Ennemoser. Er fordert ein Mehrfach-Dauer-Visum für Touristen aus Nicht-EU-Staaten, das die Einreise im Zeitraum von mehreren Jahren erlaubt.