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A-Tec-Boss Mirko Kovats droht weiteres Ungemach

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Treuhänder bastelt an Klage wegen fragwürdiger Umgründungen bei AE&E.


Wien/Raaba. Die Mega-Pleite des Mischkonzerns A-Tec Industries AG dürfte für seinen Gründer Mirko Kovats, dessen Co-Vorstände sowie für die Aufsichtsräte ein weiteres Nachspiel haben. Nachdem bereits ein Strafverfahren gegen Kovats & Co. wegen des Verdachts der Untreue und der betrügerischen Krida anhängig ist, die Vorwürfe werden vehement bestritten, hat nun die Finanzmarktaufsicht (FMA) den Ex-Industriellen ins Visier genommen. Wegen angeblich verspäteter Ad-hoc-Meldungen zu einer schlussendlich doch nicht platzierten Anleihe und wegen irreführender Angaben zu angeblichen Großaufträgen der früheren A-Tec-Tochter Austrian Energy & Environment (AE&E) wurde der heutige Goldminen-Investor zu 180.000 Euro Strafe verdonnert, sein Ex-Co-Vorstand Christian Schmidt fasste 110.000 Euro Bußgeld aus und Ex-Finanzvorstand Franz Fehringer 40.000 Euro. Die Strafen sind nicht rechtskräftig, Einsprüche dagegen werden erwartet.

Verfolgung übertragen

Rund um den Pleitefall AE&E Austria GmbH & Co KG, in dem ursprünglich 297 Millionen Euro Forderungen angemeldet wurden, wird es ein gerichtliches Nachspiel geben. Davon geht Franz Blantz, Insolvenzexperte des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV), aus. Denn nach Abschluss des Sanierungsverfahrens, AE&E wurde an Andritz verkauft, wurden dem früheren Insolvenzverwalter und nunmehrigen AE&E-Treuhänder Norbert Scherbaum Ansprüche auf Schadenersatz gegen Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsberater, aber auch gegen die früheren Vorstände und Aufsichtsräte übertragen - "insbesondere Haftungsansprüche aus Umgründungen" und auch einer mutmaßlich verdeckten Einlagenrückgewähr.

"Es ist bisher kein vernünftiger Vergleichsvorschlag gekommen, man wird es einklagen", sagt Blantz zur "Wiener Zeitung". "Die Klage wird dem Treuhänder sicher bewilligt werden. Die Prozesskosten werden aus der Masse finanziert." Theoretisch geht es um einen Streitwert in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro, meint der Experte, aber aufgrund der hohen Gerichtskosten soll eine Obergrenze beim Streitwert eingezogen werden. Dieser dürfte dem Vernehmen nach zwischen zehn und 20 Millionen Euro liegen.

Für eine rechtliche Auseinandersetzung will sich der Treuhänder mit Gutachten wappnen. Ein Erlös aus einem etwaigen Prozesserfolg soll den AE&E-Gläubigern in Form einer Superquote zufließen.

Zoff um 325 Millionen Euro

Im Mittelpunkt der mutmaßlichen Haftungsansprüche stehen sogenannte Down-Stream-Mergers in den Jahren von 2006 bis 2008; das heißt, es wurden ausländische Beteiligungen der steirischen AE&E GmbH & Co KG in deren Tochter AE&E Group GmbH eingebracht. Ende 2008 soll die AE&E Group GmbH - in Form eines sogenannten Up-Stream-Mergers - in die Muttergesellschaft A-Tec Industries AG eingebracht worden sein. Dadurch sollen der steirischen AE&E "Aktiva mit einem Verkehrswert von zumindest 325 Millionen Euro entzogen worden sein", heißt es in informierten Kreisen.

Dem Vernehmen nach könnte diese Einbringung als unrechtmäßig eingestuft werden, dazu soll auch bereits entsprechende Judikatur vorliegen.

Indes sollen im Zuge des A-Tec-Insolvenzverfahrens auch gegenteilige Rechtsansichten zu den Einbringungen geäußert worden sein. "Es gibt unterschiedliche Auffassungen", meint auch Insolvenzexperte Blantz. Laut früheren Stellungnahmen bestreitet der "leidenschaftliche Unternehmer" Mirko Kovats alle Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch seiner ehemals börsennotierten A-Tec-Gruppe.