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Börse schickt Raiffeisen auf Talfahrt

Von Karl Leban

Wirtschaft

RBI meldet Rekordgewinn für das erste Halbjahr - Aktie fällt um bis zu 6 Prozent.


Wien. Dass die Börsen seit geraumer Zeit verrückt spielen, hat die Raiffeisen Bank International (RBI) am Mittwoch voll zu spüren bekommen. Trotz eines Rekordgewinns im Halbjahr, der noch dazu über den Erwartungen der Analysten lag, schickte der Markt den Wiener Finanztitel auf Talfahrt. Im Handelsverlauf rutschte der Kurs der RBI-Aktie um bis zu 6 Prozent ab.

Aktuell notiert das Papier unter 27 Euro und damit weit unter dem Buchwert. Zu diesem Preis ist auch eine Kapitalerhöhung illusorisch. Eine solche jetzt abzuwickeln hieße laut Raiffeisen, die halbe Bank zu verschenken. Dennoch ist eine Kapitalerhöhung für RBI-Chef Herbert Stepic weiterhin eine "mögliche Option" - freilich nur bei einem wesentlich besseren Börsenkurs und einem günstigen Marktumfeld, wie er bei der Präsentation der Halbjahresbilanz anmerkte.

Deshalb will die Bank zusätzliches Kapital bis auf Weiteres aus eigener Kraft generieren - etwa über ihre Gewinne. Frisches Kapital an der Börse zu tanken könnte allerdings spätestens dann zum Thema werden, wenn es ans Zurückzahlen der Staatshilfe geht.

Ab Mitte 2014 noch teurer

Stolze 1,75 Milliarden Euro hatten die Giebelkreuzer Mitte 2009 abgerufen. Nach Einschätzung von Analysten werden sie diesen Brocken wohl nicht ganz aus Eigenem stemmen können. Bis Mitte 2014 müsste das Staatskapital zurückgezahlt werden. Denn sonst müsste die RBI mit jedem Jahr deutlich mehr als die jetzigen 8 Prozent Zinsen zahlen, was aber, wie sie wiederholt erklärt hat, unwirtschaftlich wäre.

Im Moment sieht sich die RBI komfortabel kapitalisiert. Per Ende Juni lag ihre Kernkapitalquote mit 10,6 Prozent um 0,7 Prozentpunkte höher als zum Jahresende 2011 - und auch deutlich über jenen 9 Prozent, die die EU-Bankenaufsicht EBA von Europas Großbanken zuletzt verlangt hat.

Im ersten Halbjahr hat die in Österreich und Osteuropa tätige RBI den Netto-Gewinn trotz Euro-Krise und Konjunkturflaute um fast 14 Prozent auf 701 Millionen Euro gesteigert. Ein Rekordwert, selbst in den goldenen Zeiten vor Lehman hatte die Bank in den ersten beiden Quartalen nicht soviel verdient. Gleichzeitig war es im Halbjahr auch der höchste Gewinn einer heimischen Großbank (Bank Austria: 646 Millionen, Erste Group: 454 Millionen Euro).

Wermutstropfen gibt es trotzdem. Konkret sind dies sinkende Betriebserträge, ein leichter Anstieg bei faulen Krediten und Verluste in Ungarn. Die RZB, Mutter der RBI, wies zum Halbjahr einen Netto-Gewinn von 497 Millionen Euro aus (plus 1,8 Prozent).