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Das Ping-Pong des Dr. Petrikovics

Von Kid Möchel

Wirtschaft

In Zivilprozess werden Machenschaften bei der Constantia Privatbank aufgerollt.


Wien. In der Anlegeraffäre um die frühere Constantia Privatbank und die Immofinanz unter Karl Petrikovics kochen die dubiosen Machenschaften rund um die Kapitaltransfer-Drehscheibe Immofinanz Beteiligungs AG (IBAG) wieder auf. Am Montagnachmittag findet am Handelsgericht Wien eine Verhandlung eines Immofinanz-Anlegers statt, der durch seinen Anwalt Michael Poduschka die Aviso Zeta AG, die Bad Bank der früheren Constantia Privatbank, und die Immofinanz geklagt hat. Es geht um Schadenersatz für jene Verluste, die durch mutmaßliche Malversationen bzw. Rückkäufe ausgelöst worden sein sollen.

Auf der Zeugenliste steht der ehemalige Constantia-Vorstand Karl A. Im Mittelpunkt der Befragung steht jener negative Saldo von 512 Millionen Euro, von dem der IBAG-Aufsichtsrat bis Oktober 2008 nichts wusste. Über die IBAG und über ein einziges Konto bei der Constantia sollen Milliardenbeträge durchgeschleust worden sein; zugleich sollen über 20 IBAG-Töchter mit dem Geld von Immofinanz und Immoeast Rückkäufe von Immofinanz- bzw. Immoeast-Aktien en gros getätigt worden sein. Die IBAG spielt auch im Strafverfahren gegen Karl Petrikovics & Co eine Rolle. Der bestreitet wie auch Ex-Vorstand Christian Th. die Untreuevorwürfe.

Schwere Vorwürfe

In besagtem Anlegerprozess ( Aktenzahl 54 Cg 49/11b) hat bereits Helmut F., der von 1999 bis 2008 IBAG-Aufsichtsratschef war, ausgesagt. "Im Oktober 2008 ist mir zur Kenntnis gelangt, dass die IBAG als Drehscheibe für diverse Ein- und Auszahlungen benutzt worden ist", gab er zu Protokoll. "Dieser Umstand war weder dem Vorstand noch dem Aufsichtsrat der IBAG bekannt. Das Ganze ist nicht aus den Bilanzen ersichtlich, weil die Zahlungsflüsse zu den (Bilanz-)Stichtagen ausgeglichen waren. Die Salden wurden am Jahresende aussaldiert, sodass weder eine Forderung noch eine Verbindlichkeit ersichtlich war." Doch im Oktober 2008 konnten die Durchlaufbuchungen nicht mehr aussaldieren, und es blieb eine Verbindlichkeit von 540 Millionen Euro stehen, erklärte F. Tatsächlich dürften es "nur" 512 Millionen Euro gewesen sein. Auch sei dem Aufsichtsrat nicht bekannt gewesen, dass etwa 20 Untergesellschaften der IBAG operative Tätigkeiten ausführten.

"Der Wirtschaftsprüfer hat uns über die Durchlaufkredite, die es seit 2004 gegeben hat, nicht informiert", sagte F. weiter aus. "Sämtlich Durchlaufkredite hatten in den Jahren 2007 und 2008 zusammengezählt Milliardenhöhe erreicht." Nachsatz: "Man muss ja berücksichtigen, dass die IBAG lediglich ein Grundkapital von 60.000 Euro hatte und solche Transaktionen allesamt genehmigungspflichtig gewesen wären."

Am Montag soll auch ein weiterer Zeuge, ein früherer IBAG-Vorstand, aussagen. "Wenn auch der aussagt, dass er niemandem eine Vollmacht gegeben hat, dann sind wir tief im Strafrecht drinnen", behauptet Anlegeranwalt Poduschka. "Die IBAG wurde mit Geld der Immofinanz ausgestattet, hat Aktien gekauft und wieder an den Markt abgegeben. Irgendwann waren sie aber dann im Minus mit 512 Millionen Euro." Die Causa IBAG wurde später durch einen Vergleich zwischen dem Ex-Constantia-Eigentümer und der Immofinanz bereinigt. Die Immofinanz erhielt 217 Millionen Euro und 55 Millionen Immofinanz-Aktien. "Eine Untreue setzt voraus, dass ein Schaden entstanden ist. Es gibt eine Ad-hoc-Meldung der Immofinanz, dass kein Schaden entstanden ist", behauptet Christopher Schrank, einer der Anwälte von Karl Petrikovics. "Die Immofinanz hat Kredite gegeben und die Kredite wurden rückgeführt, denn es hat den Generalvergleich gegeben." Selbst wenn ein Schaden entstanden wäre, was nicht der Fall sei, meint Schrank, "reden wir von fünf Prozent der Bilanzsumme. Er betont: "Es kann nicht sein, dass der Immofinanz wegen fünf Prozent der Bilanzsumme 80 Prozent der Kursverluste umgehängt werden."