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Liegt nun ein Streik in der Luft?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Positionen liegen noch meilenweit auseinander - Betriebsversammlungen.


Wien. Es spießt sich, mehr denn je. Bei den Metaller-Lohnverhandlungen hat am Freitag auch die dritte Runde keine Einigung gebracht. Vier Stunden lang wurde in der Bundeswirtschaftskammer verhandelt, dann war Schluss.

Am kommenden Mittwoch wollen die Gewerkschaften nun eine Betriebsrätekonferenz im niederösterreichischen Amstetten abhalten, um die weitere Vorgangsweise festzulegen. Zuvor soll es am Montag und Dienstag bundesweit Betriebsversammlungen geben, in denen die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll.

Obwohl die Fronten verhärtet sind, will man auf Gewerkschaftsseite das Wort Streik vorerst noch nicht in den Mund nehmen. Für den 18. Oktober haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer am Freitag nämlich einen weiteren Verhandlungstermin vereinbart. Scheitern die Gespräche abermals, dürften die Zeichen jedenfalls dann auf Kampf stehen.

Im vergangenen Jahr liefen die Verhandlungen ähnlich zäh. Begleitet waren sie von einem Warnstreik, ehe es in der vierten Runde doch zu einem Abschluss kam (siehe Grafik).

Von ihrer bisherigen Forderung von fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt wollen die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA nicht abrücken. Hingegen sind die Arbeitgeber zu maximal 2,8 Prozent bereit - und auch nur im Fall von Zugeständnissen bei der Arbeitszeit. Ohne dieses Entgegenkommen gäbe es maximal 2,26 Prozent mehr Geld, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie, die bei den heurigen Verhandlungen als größte der Metaller-Branchen den Auftakt macht.

Die Positionen liegen also noch meilenweit auseinander. Am Donnerstag hatte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner mit Blick auf die Wirtschaftsflaute in Europa gemeint, der Abschluss werde weit unter der von den Arbeitnehmern geforderten Prozent-Marke liegen müssen.

Fünfprozentige Erhöhung

"absolut unrealistisch"

Beim Start ihrer Kollektivertragsverhandlungen waren beide Seiten von einer Jahresinflationsrate von 2,8 Prozent als Basis ausgegangen. Im Fall einer Annahme des aktuellen Angebots der Arbeitgeber würde das für die Arbeitnehmer bei 2,26 Prozent mehr Geld einen Reallohnverlust bedeuten, bei 2,8 Prozent ein stagnierendes Einkommen für jüngere Beschäftigte (bei längeren Arbeitszeiten) sowie einen Lohnverlust für ältere Beschäftigte (bei kürzerer Arbeit). Denn laut den Gewerkschaften - Knill will das nicht kommentieren - sollen nach den Wünschen der Industrie Jüngere künftig 42 Wochenstunden arbeiten, Ältere hingegen nur 35 Stunden.

"Die Arbeitgeber haben uns eine Lohnerhöhung angeboten - wenn wir dafür in anderen Bereichen einen Verlust hinnehmen", zitiert die Austria Presse Agentur Karl Proyer (GPA), der auf Arbeitnehmerseite gemeinsam mit Rainer Wimmer (Pro-Ge) Chefverhandler ist. "Das ist, wie wenn man uns 100 Euro nimmt, um uns dann 50 Euro zu geben."

Knill begründet das Angebot mit der sich zunehmend eintrübenden Konjunktur und der rückläufigen Produktion bei gleichzeitig steigenden Lohnstückkosten. Die Forderung nach fünfprozentiger Lohnerhöhung bezeichnet er als "absolut unrealistisch".