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Anleger musste Ausschüttungen an maroden Immobilienfonds zurückzahlen und klagt jetzt

Von Kid Möchel

Wirtschaft
Hollands-Fonds investierte u.a. in Büros in Amsterdam.
© © KlausMJan - Fotolia

Landwirt soll durch HCI Holland Fonds 161.000 Euro Schaden erlitten haben.


Wien. "Geschlossene Fonds - die schlechteste Geldanlage der Welt", titelte im Vorjahr das deutsche "Handelsblatt". Davon kann der Landwirt Erich P. ein Lied singen. Vor wenigen Tagen hat Anwalt Jörg Zarbl von der Kanzlei Kraft & Winternitz für Herrn P. beim Handelsgericht Wien eine Klage gegen die Bank-Austria-Enkelfirma M.A.I.L. Finanzberatung GmbH eingebracht. Das Verfahren (Aktenzahl 55 Cg 43/12b) dreht sich um eine anscheinend verlustträchtige Veranlagung in den "Hanseatische Immobilienfonds, Holland XI GmbH & Co KG" und um einen Streitwert von 161.270 Euro.

Aber der Reihe nach. Laut druckfrischer Klage wollte der Landwirt den Erlös eines Liegenschaftsverkaufs als Pensionsvorsorge für seine Familie anlegen. Von einem Mitarbeiter des Finanzvermittlers M.A.I.L., den Herr P. Ende der 1990er Jahre auf der Gewinn-Messe kennenlernte, will er eine Broschüre der Hanseatischen Capitalberatungsgesellschaft für Immobilien (HCI) zur Emission "Holland XI" erhalten haben. Diese Beteiligung an niederländischen Büroimmobilien sollte "hohe - quasi steuerfrei - Ausschüttungen" von sieben Prozent (1999) bis zehn Prozent (2018) einbringen.

Zwei bereits vermietete Objekte und ein zur Hälfte fertiggestelltes Gebäude umfasst der Fonds. Und über stille Reserven in Höhe von 670.000 Euro sollte der Fonds verfügen. Von 1999 bis 2011 erhielt der Landwirt 41.842 Euro an angeblichen "Zinsenausschüttungen" von der HCI Real Asset Management GmbH. Aber Mitte März 2011 wurde Erich P. aufgefordert, diese "Liquiditätsausschüttungen" wieder einzulegen. Da er Kommanditist dieser Fondsgesellschaft ist, sind die Liquiditätsausschüttungen rechtlich rückforderbar. P. zahlte 41.892 Euro brav zurück.

Denn der Fonds war in Schieflage geraten und konnte die Vermietungsauflagen der finanzierenden Bank nicht erfüllen. Sie kündigte die Darlehensverträge. 11,2 Millionen Euro forderte die Bank vom Fonds zurück. Sogar von einem Notverkauf der Immobilien war damals die Rede. Erich P. fiel aus allen Wolken und klagt jetzt den Finanzberater M.A.I.L., der ihm den Fonds angedient hatte.

"Die komplexe Struktur der Beteiligung wurde Herrn P. bei der Vermittlung weder erklärt noch war diese anhand der Verkaufsunterlagen auch nur ansatzweise durchschaubar", behauptet Anwalt Zarbl in der Klage. "Gänzlich unerwähnt blieb, dass das Fonds-Angebot in Österreich nicht zum Vertrieb zugelassen und die Fonds-Finanzierung während der Laufzeit keineswegs gesichert war, dass erhebliche Sanierungen erforderlich sein könnten und hohe ‚Innenprovisionen‘ für den Vertrieb angefallen waren." Nur 80 Prozent der Anlegergelder sollen in Immobilienkauf geflossen sein, der Rest soll für Emissions- und Gründungskosten sowie für Gebühren verwendet worden sein. Laut Anwalt Zarbl soll Herr P. über das tatsächliche Risiko des Investments nicht aufgeklärt worden sein. "In den Werbebroschüren werden keinerlei Risiken angeführt", wird in der Klage behauptet.

Die "Wiener Zeitung" ersuchte die Bank Austria bzw. die M.A.I.L-Mutter Bank Austria Real Invest um eine Stellungnahme. Die Antwort der Bank Austria Real Invest fiel knapp aus: "Laufende Verfahren kommentieren wir grundsätzlich nicht über die Medien."