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"Gründen ist zu einer Karriereoption geworden"

Von Thomas Seifert

Wirtschaft
Jürgen Furian (l.) und Andreas Tschas.
© © Thomas Seifert

Die Macher der Start-Up-Konferenz über cooles Unternehmertum.


"Wiener Zeitung": Jungunternehmertum gilt als hip, Entrepreneure werden als Popstars, manche als Business-Punks gehandelt.Jürgen Furian: Europa war immer ein sehr unternehmerisch denkender Kontinent, immerhin war Europa die Wiege der Industriellen Revolution. Aber irgendwann gab es einen Zeitpunkt, von dem an die Risikofreudigkeit deutlich zurückgegangen ist. In den 80er und 90er Jahren ging es dann eher um Finanzalchemie als um neue Ideen und das Kreieren von Unternehmen. Daher ist es ganz gut, wenn das Bild des Unternehmers nun wieder entstaubt wird, wenn die Öffentlichkeit - und vor allem junge Leute - Unternehmer als Leute, die cool sind, die etwas anpacken, wahrnimmt.

Geht dieses Popstar-Getue um Leute wie den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg nicht zu weit?Jürgen Furian: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es schön, dass man die Leistung eines erfolgreichen Unternehmers ähnlich bewertet wie die Leistung einer tollen Schauspielerin oder eines Spitzen-Musikers. Auf der anderen Seite kann das allerdings zu einem verschobenen Bild führen, das junge Menschen denken lässt, dass man mit einer Idee und deren Umsetzung im Internet in ein bis zwei Jahren ganz locker Millionär werden kann. Obwohl das natürlich in den meisten Fällen ganz und gar nicht so ist.

Andreas Tschas: In Griechenland oder Spanien fehlen die Optionen für junge Menschen. Dort hilft einem der Staat längst nicht mehr, daher müssen die Jungen dort Eigenverantwortung übernehmen und ihre Nische suchen.

Und in Österreich?Andreas Tschas: Es passiert eine Menge. Gründen ist zu einer echten Karriereoption geworden. Das Schöne ist: Man hilft einander. Und man findet zueinander: Es ist nämlich ganz gut, zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist. Zu wissen, dass es hilfsbereite Menschen gibt, die einem unter die Arme greifen, ist da ganz beruhigend. Die Politik ist zwar noch reaktiv und nicht aktiv, aber es geht in die richtige Richtung. Die Medien nehmen sich der Themen Jungunternehmertum, Gründer, Start-Ups, Entrepreneurship an. Eine Rolle, die Wien spielen könnte: ein Treffpunkt für Talente aus Mittel-Ost-Europa zu werden. Da gibt es absolut Potenzial.

Jürgen Furian: Wir müssen mehr in Bildung investieren. In Estland gibt es schon in der Volksschule Programmierkurse. Und die Gründerszene braucht mehr öffentliche Wahrnehmung, mehr Sichtbarkeit. Dazu brauchen wir Role-Models, Vorbilder.

Wie liegt Wien im internationalen Vergleich? In Berlin gibt es eine lebendige Gründerszene, die sich das Label "Silikon Allee" verpasst hat, London, Amsterdam...Jürgen Furian: ...Wien liegt im soliden Mittelfeld. Aber wir haben einen Standortvorteil und Potenziale, die wir noch nicht ausschöpfen.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem "Pioneers-Festival"?Andreas Tschas: Wir haben uns 2009 zum Ziel gemacht, unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern. Schon damals haben wir begonnen, in unseren Veranstaltungen junge Gründer zusammenzubringen. Und es war immer klar, wir müssen international denken. Unsere erste Veranstaltung war übrigens in Prishtina, Kosovo.

Jürgen Furian: Vergangenes Jahr kamen 1500 Entrepreneure zu unserer Start-Up-Konferenz nach Wien. Heuer erwarten wir bis zu 2500 Teilnehmer.

Andreas Tschas: Wir wollen Wien und Österreich in der Gründer-Szene auf die Landkarte setzen. Das US-Magazin "Wired", so etwas wie die Heilige Bibel der Szene, schrieb: "Behaltet Wien im Auge." Und genau das ist es, was wir erreichen wollen. Dass Österreich da mitspielt.

Zu den Personen

Andreas Tschas und Jürgen Furian sind die Köpfe hinter der Start-Up-Konferenz "Pioneers-Festival". Die beiden sind Schlüsselfiguren der jungen österreichischen Jungunternehmer-Szene, die in ihren monatlichen Veranstaltungen im Jungunternehmer-Zentrum "Sektor5" versuchen, die einzelnen Unternehmer und Investoren besser zu vernetzen.

www.pioneersfestival.com