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Die virtuelle Filiale kommt

Von Karl Leban

Wirtschaft

Rentabilität der Banken leidet, weil es in Österreich zu viele Filialen gibt.


Wien. Österreich ist mit Bankfilialen geradezu übersät. Mit knapp 4500 gibt es in dem relativ kleinen hiesigen Markt zu viele, die um Kunden rittern. Finanzexperten, Notenbank und Internationaler Währungsfonds raten deshalb schon seit Jahren zu einer Bereinigung. Denn jede Filiale rentabel zu führen, wird für die Banken, von denen es mit gut 820 hierzulande ebenfalls zu viele gibt, immer schwieriger.

Konsolidierung ist demnach angesagt, wie auch Willibald Cernko, Chef der Bank Austria, meint. Und das bedeute nicht nur Fusionen oder das Ausscheiden und Abwickeln einzelner Institute, sondern auch das Zusperren von Filialen. Cernko schätzt, dass in der heimischen Branche binnen fünf Jahren ungefähr ein Drittel der Standorte wegfallen wird.

Derzeit kämen auf jede Filiale in Österreich durchschnittlich nur rund 2000 Kunden. "Vor allem bei den Klein- und Kleinstfilialen wird es immer schwieriger, die Kosten in den Griff zu bekommen", sagte Cernko, der auch an der Spitze des Bankenverbandes steht, am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Im Regelfall seien zumindest 5000 Kunden pro Filiale für eine wirtschaftliche Führung notwendig.

In Europa liegt die Rentabilität im Privatkundengeschäft aktuell bei durchschnittlich fünf Prozent (in der Bank Austria sind es 7,5 Prozent). Um Ansprüchen der Investoren gerecht zu werden, sei dies jedoch zu wenig, so Cernko. Zehn bis zwölf Prozent müssten es sein. Und in diesen Zielbereich will der Bank-Austria-Chef in den nächsten Jahren auch vorstoßen.

Bankberatung per Video

Die Bank Austria selbst wird daher ihr bisher aus 360 Standorten bestehendes Filialnetz künftig "einigermaßen deutlich" straffen. Damit werde auch der Personalstand unter den jetzigen Wert von rund 10.000 fallen. Auf genaue Zahlen will sich Cernko noch nicht festlegen. Zu betriebsbedingten Kündigungen soll es jedoch nicht kommen.

Die "signifikante" Reduzierung der Filialen, vor allem außerhalb von Städten, ist für die nächsten drei bis vier Jahre geplant. Alternativ dazu will Cernko kostengünstige virtuelle Filialen im Internet aufbauen und ab 2013 per Video Beratungsleistungen (etwa zu Krediten oder Geldanlage) auf diesem Weg anbieten. Außerdem soll der Zugang zu Bankgeschäften über Smartphones weiterentwickelt werden. "In der virtuellen Welt müssen wir genauso präsent sein wie in der realen Welt", sagt Cernko. Auch regionale Partner will er für das Filialgeschäft gewinnen - Handelsbetriebe mit hohen Kundenfrequenzen.