
Wien. (kmö) Zuerst die guten Nachrichten: 75 Prozent der österreichischen Unternehmen sind mit ihrer Hausbank zufrieden. Und 73 Prozent sind der Ansicht, dass sich das Verhalten "ihrer Bank" seit der Wirtschaftskrise nicht oder eher nicht verändert hat. Das sind zwei Ergebnisse der umfangreichen Studie "Bankenbarometer in Österreich", die David Pfarrhofer vom Linzer Market Institut für die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) erhoben hat.
"Eine Kreditklemme gibt es in Österreich nicht", betont WKO-Präsident Christoph Leitl. "Für ein Banken-Bashing gibt es angesichts dieser Umfrageergebnisse keinen Grund. Die Banken leisten in Österreich ordentliche Arbeit." Denn 86 Prozent der Betriebe haben laut eigenen Angaben keine Probleme einen Kredit zu erhalten, nur 26 Prozent schätzen das Kreditverhalten ihrer Bank als "eher vorsichtig" ein, das ist der niedrigste Wert seit der ersten Umfrage im Jänner 2009.
Negativer Trend?
Doch zwei markante Abweichungen zeigt Pfarrhofer in seiner Studie auf, für die 500 Unternehmen befragt wurden. 18 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, "eine Verhaltensänderung" seitens ihrer Hausbank wahrgenommen zu haben, das sind 100 Prozent mehr als im Jänner 2009 und 50 Prozent mehr als im Mai 2011. Dazu kommt, dass 40 Prozent angegeben haben, dass sich die Zusammenarbeit mit der Hausbank seit der Krise verschlechtert hat. Das ist der höchste Wert seit der ersten Market-Umfrage Anfang 2009. Im Mai 2011 haben nur 29 Prozent eine solche negative Wahrnehmung gemacht. Doch dafür gibt es eine Erklärung.
"Wir spüren eine Veränderung der Banken, die Unternehmer sind gegenüber den Banken durchaus skeptischer als es zuvor der Fall war", sagt Marktforscher Pfarrhofer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Es ist aber auf keinen Fall so, dass wir viele Unternehmen finden, die sagen, ich bekomme keinen Kredit mehr." Nachsatz: "Die Lage ist seit Jahren sehr stabil."
Besicherungsklemme?
Dass die Banken mehr Sicherheiten bei der Kreditvergabe einfordern, darüber ärgert sich der eine oder andere Unternehmer, meint Pfarrhofer. Hier dürfte das schlechte Image der Banken etwas durchschlagen. "Das Thema Investmentbanking, wo irgendwer irgendwo wessen Geld auch immer verzockt, wird sehr negativ beurteilt und führt auch dazu, dass die Banken ihr Fett abbekommen", meint Pfarrhofer. "Grundsätzlich ist die Bankenfrage eine Vertrauensfrage, der persönliche Kundenbetreuer ist ganz wichtig - meine Bank, mein Kundenbetreuer." Wenn es eine langfristige Kundenbeziehung gibt, sagt der Experte, wirke sich das negative Allgemein-Image der Banken nicht auf die persönliche Beziehung zur Hausbank aus.
Lage besser als im EU-Schnitt
"Bei der Kreditversorgung der Unternehmen ist die Situation in Österreich besser als in den anderen europäischen Ländern", stellt Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny klar. Seit 2010 ist das Volumen der Unternehmenskredite im Euroraum um 0,8 Prozent gesunken, in Österreich stiegen die Firmenkredite im gleichen Zeitraum um 3,4 Prozent.
"Die Banken sind bereit, Kredite zu vergeben und bei den Unternehmen ist das entsprechende Interesse dafür vorhanden", sagt der Nationalbanker. Zugleich bestätigt Nowotny aber, "dass die Anforderungen im Hinblick auf Sicherheiten strenger geworden sind". Das hänge insbesondere "mit einem Vorgriff der Kreditinstitute auf die Reform der Eigenkapitalregeln, kurz Basel III, zusammen".
Günstig seien derzeit die Kreditzinsen für Unternehmen. "Die Zinsen im Kundengeschäft sind in Österreich auf dem tiefsten Stand seit Bestehen der Währungsunion und deutlich niedriger als in anderen Euroländern", sagt der Gouverneur. Bei variabel verzinsten Unternehmenskrediten von bis zu einer Million Euro und einer einjährigen Zinsbindungsfrist beträgt der Zinssatz 2,2 Prozent, bei Krediten von mehr als einer Million Euro sind es 1,7 Prozent. Nowotny: "Die österreichischen Unternehmen können sich vergleichsweise günstig refinanzieren. Und sie haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil, den sie auch nützen, wie die Exportzahlen zeigen."
Dass Kredite nach dem Basel-III-Regime für KMU günstiger werden sollen, freut hingegen auch WKO-Chef Leitl: "Die KMU waren in der Krise 2009 die stabilsten Unternehmen, daher ist es nur logisch, dass KMU-Kredite von den Banken mit einem geringeren Risiko unterlegt werden."