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Voestalpine will ohne Stellenabbau auskommen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Auch Kurzarbeit derzeit kein Thema, Halbjahresgewinn ein Fünftel tiefer.


Wien. Rund um den Globus geht es mit der Konjunktur bergab. Darunter leidet auch das Geschäft der Voestalpine, die weltweit 400 Produktions- und Vertriebsstandorte hat. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2012/13, von April bis Ende September, musste der Linzer Stahlverarbeitungskonzern beim Gewinn deutliche Abstriche machen.

Im Vergleich zur Vorjahresperiode fiel das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit knapp 441 Millionen Euro um gut 17 Prozent schwächer aus. Unter dem Strich, also netto, verdiente das oberösterreichische Traditionsunternehmen sogar um mehr als ein Fünftel weniger (siehe Grafik).

Rotstift bleibt eingepackt

Eine Konjunkturwende sieht Konzernchef Wolfgang Eder nicht vor dem Sommer 2013. "Es gibt permanenten Druck auf die Märkte, und das wird auch in den nächsten Monaten so bleiben", sagte er am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Vorsorglich hat der Voest-General deshalb auch seine bisherige Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr (per 31. März) um 100 Millionen Euro nach unten korrigiert, und zwar auf rund 800 Millionen Euro. Die Börse reagierte negativ: Bis Handelsschluss gab die Voest-Aktie um 6 Prozent auf 23,60 Euro nach.

Den derzeitigen Personalstand von rund 46.000 Mitarbeitern will Eder trotz Wirtschaftsflaute halten. "Wir sind gut aufgestellt und haben keinen Grund, in Verzweiflung zu verfallen." Auch Kurzarbeit sei momentan kein Thema, so Eder. "Es wird normal weiterproduziert." Zuletzt waren die Voest-Betriebe mit 95 bis 100 Prozent ausgelastet, mit einem wesentlichen Rückgang in den kommenden Monaten rechnet Eder nicht.

Wenn nötig, soll jedoch mit Urlaubsabbau und Gleitzeit gegengesteuert werden. Auch die Weihnachtszeit will Eder allenfalls als Korrektiv nutzen: "Da könnten wir den traditionellen Normalstillstand um ein bis drei Tage verlängern." Personalabbau käme nur dann in Frage, wenn sich die Konjunktur massiv verschlechtern sollte. Laut Eder würden in diesem Fall bei den Leiharbeitskräften, die ungefähr ein Zehntel der Gesamtbelegschaft stellen, bis zu 1500 Stellen wackeln.

Weitere Zukäufe am Plan

Auch wenn der Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr mit 5,93 Milliarden Euro fast unverändert geblieben ist: Den weltweiten Wirtschaftsabschwung spürt die Voest mittlerweile in den meisten ihrer Kundenbranchen (Autos, Energie, Maschinenbau sowie Haus- und Elektrogeräte). Nur noch in wenigen Branchen (Flugzeugbau, Landmaschinen und Eisenbahnen) läuft es noch gut. Abgesehen von Europa, wo die Schuldenkrise dämpft, schwächt sich die Konjunktur aktuell auch in bisherigen Boomländern wie Brasilien, Russland, Indien und China ab. In den USA seien die Erwartungen ebenfalls "nicht durch überbordenden Optimismus geprägt", so Eder.

Trotz Konjunkturmisere will er aber weiter investieren und auch Firmen akquirieren. In der ersten Hälfte 2012/13 erhöhte die Voest ihre Investitionen bereits um ein Drittel auf 301 Millionen Euro.