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Ein Casting wie im Fernsehen - nur ohne Ausscheidung

Von Matthias Nagl

Wirtschaft
In sechs Minuten mussten Jungunternehmer wie Marius Donhauser die Investoren von ihren Ideen überzeugen.
© cc/coworkingsalzburg

Salzburgs erster Pitch-Event brachte Investoren und Start-Ups zusammen.


Salzburg. In der Du-Zone herrschte Hochbetrieb. Denn im Coworking Space Salzburg galt es, investitionsfreudige Geldgeber und vielversprechende Ideen, denen zur Zündung vielleicht nur der finanzielle Startschuss fehlt, zusammenzubringen. Im Start-Up-Sprech heißt so eine Veranstaltung Pitch-Event, und in der großen, weiten IT-Welt sind das richtig hippe Zusammenkünfte.

In Salzburg, einem kleinen Pflänzchen in Österreichs ohnehin schon überschaubarem Start-Up-Schrebergarten, läuft das alles beschaulich ab. Da ist schon die Tatsache, dass es überhaupt eine solche Veranstaltung gibt, bemerkenswert. Das Gebot sich zu duzen, das im Coworking Space an der Eingangstüre klebt, gilt aber auch an diesem Abend.

In den rund zwei Monaten von der Idee eines Pitch-Events bis zur Umsetzung haben sich 30 Start-Ups um einen Präsentationsplatz beworben. Am Donnerstag hörten sich dann 15 potenzielle Investoren die Ideen von 10 von einer Jury ausgewählten Jungunternehmern an.

Das Prinzip von Pitch-Events ist an jenes von Casting-Shows angelehnt. So hat auch in Salzburg jeder sechs Minuten Zeit, seine Idee zu präsentieren. Weitere sechs Minuten haben die Investoren Zeit, Fragen zu stellen, bevor der nächste Kandidat die Bühne betritt. Sieger wird jedoch keiner gekürt. Jeder Jungunternehmer erhält einen von den Investoren ausgefüllten Feedback-Bogen, und nach den Präsentationen ist im informellen Teil Zeit für einen Gedankenaustausch. Die Disziplin der Teilnehmer ist hoch, kaum eine Präsentation ist beim Gong, der das Ende der Redezeit einläutet, nicht am Ende.

Investoren als harte Juroren

Obwohl die Jungunternehmer aus dem IT-Bereich kommen, wird eine große Bandbreite an Ideen präsentiert. Neben verschiedenen Web-Shop-Varianten werden Anwendungen aus den Bereichen Markenschutz, Navigation, Medizin und diverse Organisations-Tools für Unternehmen präsentiert. In der kurzen Fragerunde ist kaum Platz für Höflichkeitsformeln, schnell wird den Start-Ups vorgeworfen, zu brav und kleingeistig zu sein oder schlicht auf der falschen Fährte zu sein.

Dennoch ist die überwiegende Meinung der Investoren - Unternehmer aus Österreich und Süddeutschland - positiv. Filmreife Abschlüsse, bei denen sich Geldgeber noch am Abend euphorisch in ein vielversprechendes Projekt einkaufen, gibt es freilich nicht, auch wenn im informellen Teil angeregt zwischen Investoren und Start-Ups diskutiert wird.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand geglaubt hat, dass ein Investor hier heute einen Scheck unterschreibt. An so einem Abend hat man auch keine Lust, tief in die Thematik hineinzugehen", sagt Marius Donhauser, der seine Entwicklung hotelkit, ein Tool für die Organisation der Abläufe in Hotels auf Webbasis, präsentiert hat. Mit dem Abend ist er dennoch zufrieden. "Ich habe drei, vier sehr gute Gespräche geführt, es wissen wieder mehr Leute von meiner Idee, und ich glaube, dass sich daraus weitere Gespräche ergeben", sagt er.

Auch für die andere Seite hat der Abend seinen Zweck erfüllt. "Es sind einige Sachen dabei, die man sich genauer anschauen wird", sagt Hannes Höhmüller, Geschäftsführer des Unternehmensberaters DRM. Die vorgestellten Projekte fielen zwar nicht unbedingt in seinen Spezialbereich, das ist aber auch nicht zwingend notwendig.

Fehlende Investmentkultur

"Ich habe auch investiert im IT-Bereich, das sind aber nicht die Beträge, die gebraucht werden. Ich habe aber ein internationales Netzwerk und kann Kontakte herstellen. Neben dem Geld braucht es auch Leistung und Know-how", sagt Höhmüller zur "Wiener Zeitung". Warum es für Österreichs Start-Ups oft am ersten Punkt scheitert, ist für Höhmüller leicht erklärt: "Österreich hat verglichen mit angelsächsischen Ländern keine Investmentkultur. In Deutschland ist das auch nicht viel besser. Veranstaltungen wie diese sind da sehr viel wert."

Erst vor wenigen Wochen war eine Studie vom Wirtschaftsministerium präsentiert worden, die auf den nach wie vor darniederliegenden Risikokapitalmarkt in Österreich verweist. Seit der Krise sind die Private-Equity-Fonds, die vor allem technologieorientierte Start-Ups unterstützen, kaum gefüllt. Im Coworking Space Salzburg soll ein solcher Pitch-Event aber zur fixen Einrichtung werden. Im kommenden Mai soll der nächste stattfinden.