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"Mit oder ohne Rechnung?" - "Mit!"

Von Clemens Neuhold

Wirtschaft

Leitl will Steuerzuckerl gegen Pfusch, Handwerker soll absetzbar sein.


Wien. "Brauchen’s a Rechnung?" Diese Frage stellen Handwerker allzu oft nur der Höflichkeit halber. Denn der Pfusch ist wohl das beliebteste Kavaliersdelikt der Österreich. Rund 20 Milliarden geht auf kleineren oder größeren Baustellen jährlich am Fiskus vorbei, für ein Drittel ist die fachkundige "Nachbarschaftshilfe" kein Problem, hat eine Studie der Uni Salzburg ergeben.

"Nullsummenspiel"

Geht es nach dem Präsidenten der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, sollen die Kunden diese Frage aber künftig wieder öfters mit einem lauten "Ja" beantworten. Denn er will einen steuerlichen Bonus für Handwerkerleistungen. Konkret sollen durch diesen "Handwerker-Bonus" bis zu 6000 Euro steuerlich geltend gemacht und bis zu 20 Prozent davon, also höchstens 1200 Euro, von der Einkommensteuer abgezogen werden dürfen.

Für den Staat sei es ein Nullsummenspiel, meint Leitl. Was er an Steuern verliere, komme durch die Eindämmung der Schwarzarbeit wieder rein. Leitl erhebt diese Forderung schon seit 2008, in Deutschland gibt es den Bonus bereits seit 2006 und laut dem Wirtschaftsexperten Karl Aiginger vom Wifo hat er sich dort bewährt. Kritiker meinen, der Bonus komme in erster Linie nur Besserverdienern mit höherer Einkommensteuer zugute.

Für Leitl ist der Handwerkerbonus ein Mittel, die Wirtschaft anzukurbeln, wenn statt des Nachbarn wieder öfters ein Experte gerufen wird. Und die Wirtschaft muss dringend angekurbelt werden. Denn die österreichischen Unternehmen sind in eine Art Investitionsstreik getreten. 30 Prozent wollen wegen des trüben Konjunkturhimmels nicht einmal mehr die für das laufende Geschäft notwendigen "Ersatzinvestitionen" tätigen. Nur noch 35 Prozent der Betriebe wollen frisches Geld in den Betrieb stecken - vor einem halben Jahr waren es noch 58 Prozent. Das geht aus einer Erhebung der Wirtschaftskammer hervor.

Leitl: "Die Wirtschaft trübt sich ein, aber es gibt keinen Einbruch. Bevor es besser wird, wird es schlechter."