Wilfried Pruschak bricht als Informatiker eine Lanze für seine Kollegen. - © Raiffeisen Informatik
Wilfried Pruschak bricht als Informatiker eine Lanze für seine Kollegen. - © Raiffeisen Informatik

Wilfried Pruschak, Geschäftsführer von Raiffeisen Informatik, leitet das umsatzstärkste IT-Unternehmen Österreichs. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erläutert er, warum der Stundenlohn von Informatikern eine "Schande" ist, weshalb Mitarbeiter der Bank Austria keine Schadenfreude verdient haben und wie es um den IT-Markt eigentlich bestellt ist.

Wiener Zeitung: Raiffeisen  INFORMATIK machte 2011 1,4 Mrd. Euro Umsatz und 19 Mio. EBIT - wie sieht es 2012 aus?
Wilfried Pruschak: Wir werden auch in diesem Jahr diesen positiven Trend fortsetzen und rechnen mit einem Umsatzwachstum von ca. 12% auf 1,5 Mrd. EUR.  Das Wachstum begründet sich einerseits  in einigen Großprojekten, andererseits haben wir mit der Comparex-Gruppe, die sich in Deutschland verstärkt hat, ein anorganisches Wachstum erzielt. Wir haben gemerkt: Deutschland ist in der Krise ein  Markt, auf den  man setzen kann. Was Konjunktur und Stabilität betrifft, gibt es in Europa wenige Märkte, die so gut performen.

Auch beim Ergebnis rechnen wir mit einer ähnlich positiven Entwicklung wie im letzten Jahr. Man spürt aber auch die Wirtschaftskrise, die den Druck auf die Margen erhöht. Das Kostenbewusstsein der Kunden ist höher, der Preiskampf wir härter. Wir arbeiten jetzt sozusagen mehr für das gleiche Geld.

Wie ist es um den IT-Markt in Österreich bestellt?
Wir sehen in Österreich derzeit eher ein verhaltenes Wachstum. Die Branche befindet sich in einem Konsolidierungsprozess, was dazu führt, das der Markt enger wird. Die gesamte  Branche muss sich mehr anstrengen, um einigermaßen stabiles Wachstum hinzulegen. Ich erwarte nicht mehr als zwei bis drei Prozent Wachstum, was nicht  heißt, dass einzelne Unternehmen nicht besser performen können.

Worauf ist dieses schwache Wachstum zurückzuführen?
Es sind mehrere Effekte, die in diesem Zusammenhang greifen. Das größte Wachstum, das sich derzeit am IT-Markt abspielt, ist im Consumer-Markt  zu beobachten, also bei Smartphones, Tablets usw. Bei den IT-Services und im Software-Bereich hat es wenig Wachstum gegeben. In wirtschaftlich angespannten Zeiten setzen die Unternehmen auch bei der IT den Sparstift an. Das schafft aber gleichzeitig wieder neue Geschäftsmodelle. Outsourcing etwa, das zuletzt an Bedeutung verloren hat, ist jetzt, in Zeiten der nachhaltigen Wirtschaftskrise, wieder ein großes Thema - weil sich Kunden mit diesem Modell vor allem Kosten sparen können.