Verspricht der Cloud-Markt mehr Wachstum?
Cloud als Thema kommt und wächst sozusagen von unten nach oben - kommend aus dem Consumer-Bereich über KMUs bis  hin zu Großunternehmen. Dort ist die Cloud aber noch nicht in erwähnenswerter Dimension angekommen, weil viele Fragestellungen in Bezug auf den Datenschutz und Compliance noch nicht ganz gelöst sind.

Welche sind das?
Jene Bereiche, die in letzter Zeit stark gewachsen sind, wie z. B. das öffentliche Cloud-Angebot von Amazon, sind nicht an die strengen Auflagen, etwa was Governance, Compliance, Datenschutz usw. betrifft, gebunden. Wo ich meine privaten Fotos  ablege, ist  meine Angelegenheit - sobald ich aber Verantwortung für die Daten Dritter habe, kommt die Rechtssituation ins Spiel. Und  diese ist noch nicht harmonisiert - weder in Europa, und schon gar nicht international.  Cloud-Mechanismen finden dennoch bereits jetzt Eingang in Angebote und Services auch für Business-Kunden: als Private Clouds in einer abgeschotteten Umgebung.

Wie ist der Markt für IT-Dienstleistungen zu beurteilen?
Der IT-Dienstleistungsmarkt ist in Europa zur Zeit sicher unter Druck. Aber das wird sich wieder ändern. Über Virtualisierung, Cloud und Standardisierung erfindet sich unsere Branche derzeit wieder neu. Da ist eine neue, hochgradig dienstleistungsorientierte Welle im Anrollen.

Von der Branche wird immer wieder der Fachkräftemangel hervorgekehrt. Erlebt Raiffeisen Informatik das ähnlich?
Das Paradoxe ist, dass wir den Fachkräftemangel haben, trotzdem aber keine entsprechenden Preise für IT-Spezialisten zahlen. Es  ist eine Schande, dass der Markt für einen Informatiker  40 Euro in der Stunde  zahlt, für einen Installateur hingegen sicher schon mehr. Ich möchte an alle Verantwortungsträger in unserer Branche appellieren, dass wir uns nicht in einen Erosionsprozess begeben, der ungesund ist und der Wirtschaft schadet.


Wie wichtig ist die Raiffeisengruppe und ihre vielfältigen Beteiligungen für die Raiffeisen Informatik?  
Wir machen von unseren prognostizierten 1,5 Milliarden Umsatz in 2012 etwa 350 Millionen innerhalb der Raiffeisen-Bankengruppe, wo wir eine besondere Wertschöpfungstiefe haben.Wir verstehen das Bankgeschäft sehr gut, so dass wir  mit unseren IT-Services breiter aufgestellt sind als  in anderen Branchen. Rechnet man dann noch Sektor-Unternehmen wie Uniqa, Agrana, Strabag etc.  zur Gruppe, werden es etwa 30 Prozent unseres gesamten Umsatzes sein.

Ist die Raiffeisen Informatik überall dort, wo auch Raiffeisen ist?
Nein. Nicht, dass wir es nicht wollten, aber es liegt daran, dass es in der Raiffeisengruppe eine starke Expansion gegeben hat, die auch anorganisch erfolgt ist. Dort wo Raiffeisen aktiv geworden ist, hat  natürlich bereits vorher eine IT-Welt existiert.  Es gab bereits Rechenzentren und Dienstleister. Jetzt überall gleichzeitig  die Rolle des Full-Service-Providers zu übernehmen, würden wir nicht schaffen. Wir bemühen uns aber sehr, den Raiffeisensektor in Österreich  sowie international stärker zu  servicieren. Die Bankenwelt durchlebt derzeit sicherlich eine schwierige Phase, was aber gleichzeitig zu einem Zusammenrücken führt..